Das Weingut am Stein ist in 125 Jahren zu einem Ort des Genießens geworden

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 11/2015)

„Die besten Weine sind die, die wir mit unseren Freunden trinken“, so das Motto von Sandra und Ludwig Knoll.Wer den neuen Steinkeller hoch über den Dächern Würzburgs betritt, wird sich zweimal umsehen. Denn mit einem Weinkeller, wie man ihn kennt, hat dieser auf den ersten Blick wenig gemein.

Sieben überdimensionale Beton-Eier ragen selbstbewusst in die Höhe, platziert vor einer edlen Kupferwand, von der leise Wasser herunter rieselt.

Darüber liegt ein dreieckig geschnittenes Glasdach, gegenüber fünf in den Boden eingegrabene Amphoren und in der Mitte ein langer Holzstamm, der zum Verweilen einlädt. Das Arrangement des Würzburger Architekten Manfred Ring ist in seiner Konzeption einmalig.

Und macht auch aus „wissenschaftlicher Sicht durchaus Sinn“, wie Sandra und Ludwig Knoll, die stolzen Besitzer, herausstellen.

Es ist die konsequente Fortsetzung der seit 2006 eingeführten ökologischen Wirtschaftsweise, die bereits 2008 in die bio-dynamische nach den Lehren des Anthroposophen Rudolf Steiner mündete.

Vitalität und Harmonie stehen im Zentrum des nach Naturland- Richtlinien geführten Weingutes. Die Traubenqualität wächst mit der Natur. Ein lebendiger Prozess, der beim VDP-Mitglied auch im Keller weitergeführt wird, wo die zweite Reife stattfindet.

Dass er diesen Weg gehen würde, war für Ludwig Knoll von Beginn an klar. Zugegeben, die ersten Gehversuche mit biologischem Wein, die er 1987 unternahm, misslangen. Doch die Abkehr von „größer, schneller, weiter“ hat sich bewährt. Die Knolls konzentrieren sich auf die Tiefe.

Das Beton-Ei nach „goldenem Schnitt“ ist international längst ein Begriff. Es steht auch am Stein seit 2008 für ein Weiterdenken des Ausbaus.Das „positive Zusammenwirken der kosmischen und irdischen Kräfte“ schmeckt man, sind sie sich sicher. Wichtig sind ihnen Wirkungen des Weins wie Bekömmlichkeit, Trinkfluss und Inspirationsfähigkeit.

„Wie verhält sich der Wein meinem Körper und Geist gegenüber?“, erläutert Ludwig Knoll seine Maßstäbe. Nachhaltigkeit steht für das Winzerehepaar an oberster Stelle.

Ein Weingut befinde sich immer im Spannungsfeld zwischen Innovation und Tradition: „Das Feuer schüren und nicht die Glut bewahren“, so die Knolls.

Immerhin hält mittlerweile die fünfte Generation die Zügel fest in der Hand. Und so könnte es auch gerne weitergehen. Natürlich darf zum 125-jährigen Jubiläum der Blick zurück nicht fehlen.

Und dieser führt die Knolls zum Ururgroßvater „Ludwig der Erste“, der 1890 als Küfermeister den Grundstein für den Betrieb legte. Denkbar klein fing alles an. Aus einem Morgen wurde ein Hektar.

Ludwig Knoll Senior bewirtschaftete fünf Hektar. 2015 sind es schließlich über 30 Hektar Anbaufläche.

Von der Pleicher Schulgasse ging es vor 35 Jahren an die weltbekannte Weinlage am Würzburger Stein. „Ein echter Meilenstein“, erinnert sich der Winzer zurück. Schließlich war damit ein Anspruch verbunden.

„Es durfte etwas Besonderes sein, war aber eine große Herausforderung“, erinnert sich Sandra Knoll, die seit 1988 gemeinsam mit ihrem Mann diese „Qualitätsoffensive“ mit viel Leidenschaft und Freude anpackt.

1984 musste Ludwig Knoll, damals noch keine 20, erst einmal allein die Verantwortlichkeiten übernehmen.

Der Vater war erkrankt. Wenig später übernahmen die Knolls 1990 gänzlich die Geschicke.

„Eigentlich wollte ich Physik studieren. Doch jetzt war es an mir, Weichen zu stellen“, so Ludwig Knoll. Rückblickend sei dieses „Müssen“ eine Chance gewesen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

Mit einer Betriebswirtin und seinem besten Freund, dem kreativen Kopf Clemens Schenk, der heute eine Werbeagentur in Hamburg betreibt, an seiner Seite, gelang der Generationenwechsel.

„Wir haben einen Platz geschaffen, an dem der Genuss im Vordergrund steht“, so Sandra Knoll.

Neben preisgekrönten Weinen und einem zum Kult gewordenen Weinfest, gibt es dafür natürlich auch weithin sichtbare Zeichen.

Seit zehn Jahren thront das WeinWerk über der Stadt und mit dem Restaurant Reisers gibt es seit 2002 auch einen kulinarischen Anlaufpunkt. Küchen- und Gästehaus ergänzen das Ensemble.

Der neue Steinkeller ist nun der jüngste Coup. Aber sicher nicht der letzte.

INFO: www.weingut-am-stein.de

Bildnachweis: Stefan Schütz

Anzeigen