„Diese Kneipe ist ein Roman, jeder Gast ein Kapitel für sich.“

von Lisa Tiefel (erschienen in Ausgabe 4/2012)

Nicht nur jeder Kneipengast ist ein Kapitel für sich, wie dieses Kurzgedicht von Manfred Hausin aus „Prost und Mahlzeit“ verrät.

Kulinarische Genüsse und allgemein die Welt der Gastronomie sind so vielseitig, dass sie genügend Stoff für einen ganzen Gedichtband liefern. Bereits seit Jahrhunderten gibt es Gedichte rund um gastronomische Themen.

So finden sich auch in diesem Buch kleine poetische Leckerbissen von Goethe, Morgenstern oder Kästner.

Dabei könnten die Themen der einzelnen Gedichte nicht unterschiedlicher und abwechslungsreicher sein: da geht es um einen einsamen Trinker und eine gesellige Runde; ein Gast sitzt mit seiner Maß in einer urigen Kneipe, der nächste beim edlen Menü im 5-Sterne-Restaurant; es geht um einen kurzen Flirt in der Dönerbude und um einen gemütlichen Landgasthof; Gastlichkeit wird gelobt und getadelt.

Die Grenzen zu anderen lyrischen Formen sind dabei fließend. Mal erinnert ein Gedicht an Liebeslyrik, mal an einen Trinkspruch oder ein Reisegedicht. Doch eines haben alle gemeinsam: sie sind vom gastronomischen Ambiente inspiriert.

Darüber hinaus sind sie humorvoll, ironisch und zeigen eine liebevolle Zuneigung zum besungenen Gegenstand oder Ort.

Sehr selten findet sich nachdenkliche, schwer verdauliche Kost.

INFO:
Michael Frey und Andreas Wirthensohn (Herausgeber):
Prost und Mahlzeit. Gastronomische Gedichte,
160 Seiten,
Deutscher Taschenbuch Verlag 2012,
ISBN 978-3-423-14090-4, 8,90 Euro.

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