Lukurello speist auf der „Vogelsburg“ und lässt die Blicke schweifen

von Lukurello (erschienen in Ausgabe 7-9/2012)

Das Auge isst mit. Eine alte Binsenweisheit, die Lukurello bei seinen Streifzügen durch die mainfränkische Gastronomie im doppelten Sinn nie aus dem Auge verliert.

Einmal, was schön angerichtete Speisen betrifft, aber auch, was die schöne Aussicht anbelangt.

Letzteres war einer der Gründe, weshalb er sich neulich auf den Weg zur Vogelsburg bei Volkach machte. Denn hier, hoch über der Mainschleife, ist der Blick auf die Schönheiten Frankens kaum zu überbieten.

Kein Wunder, wenn das Lokal neuerdings mit dem Slogan „Wirtshaus mit Aussicht – Einkehren. Besinnen. Genießen“ wirbt. Die schöne Aussicht gab es dort ja schon immer, aber die Küche der Vogelsburg war lange Zeit durchaus nicht über jeden Zweifel erhaben. Ob sich das nun geändert hat – das wollte Lukurello erkunden.

Denn seit 2011 zeichnet dort ein neuer Pächter verantwortlich: Die Gemeinschaft der Augustinusschwestern hat die Vogelsburg als Einheit auf die Stiftung Juliusspital Würzburg übertragen. Damit ist das große und renommierte Weingut nun in exponierter Lage mitten im Weinbaugebiet der Mainschleife präsent.

Das Angebot an Speisen und Getränken zeigt auf den ersten Blick, daß hier oben ein neuer Wind weht. Natürlich bedient man auch weiterhin die Reisegruppen, die mit Bussen gern zur Mittagszeit auf der Vogelsburg eintreffen. Aber darüber hinaus ist zu spüren, dass die Küche weitere und andere Ambitionen hat.

Es gibt eine explizite Saisonkarte, jeweils eine Tageskarte und beachtliche 13 Menüs mit sehr differenzierten Preisen. Dass ein ausgefeiltes Weinangebot vorhanden ist, versteht sich beim neuen Hausherrn Juliusspital von selbst.

Lukurello und seine Begleitung wählten für den Restauranttest die Mittagszeit an einem normalen Werktag im Frühsommer. Das Wetter war gut, also konnte man im Freien sitzen und die schöne Aussicht in vollen Zügen genießen.

Es soll nicht verschwiegen werden, dass die Möblierung des Lokalinneren an andere, frugalere Zeiten erinnert – da müsste sich deutlich etwas ändern. Aber wenn man draußen speist, ist alles wunderbar. Von der Tageskarte wählte Lukurello Bärlauchbratwürste, um ganz im fränkischen Hier und Jetzt zu sein.

Zusammen mit den Bratkartoffeln und einem wirklich vorzüglich abgestimmtem Salat war das eine gute Wahl – das einfache Essen ist ja oft das Schwierigste, und hier punktete die Küche der Vogelsburg ohne jeden Abstrich. Lukurellos Begleitung war neugierig, was sich hinter einem „Hexensteak“ verbergen könnte.

Die Nachfrage in der Küche ergab: Diese Bezeichnung wolle keinen tieferen Sinn vermitteln. Zumindest soll festgehalten werden, dass sich auch ein „Domherren-Teller“ auf der Karte findet. Das alles vermittelt aber eher Würzburger Lokalkolorit als Mainschleifenfeeling.

Nun gut, auch das Hexensteak vom Schweinerücken überzeugte mit einer würzigen Honig-Pfefferrahmsoße, geschmortem Gemüse und gekonnten Bratkartoffeln. Zwischendurch schweifte der Blick über das weite fränkische Land – das Auge aß mit. Feine fränkische Küche auf hohem Niveau, durchaus kreativ, aber solide- bodenständig – diesen Eindruck gewann Lukurello von der „neuen“ Vogelsburg.

Ein zweiter Anlauf wird ihn an einem schönen Sommerabend dort hinauf führen; 13 Menüs wollen schließlich auch noch entdeckt und gekostet werden. Ein Sommer wird dafür allerdings nicht ausreichen.

Doch das Wirtshaus mit Aussicht sollte eine längere Zukunft vor sich haben.

Bildnachweis: Mario Trott

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