Lukurello trinkt Bier in Schweinfurts „Neuer Schranne“

von Lukurello (erschienen in Ausgabe 10/2011)

Klassisch gebildet, wie er nun einmal ist, weiß Lukurello natürlich auf Anhieb, was es mit einer „Schranne“ auf sich hat.

In Süddeutschland war das ursprünglich der Getreidemarkt, in Österreich auch ein Gerichtsgebäude. Das zugrundeliegende mittelhochdeutsche Wort kann aber ebenso für einen Fleisch- oder Brottisch verwendet werden – womit wir schon beim Thema sind.

In Schweinfurt gab es einst unter dem Namen „Schranne“ ein sehr beliebtes und bekanntes Lokal am Roßmarkt, dessen Ruhm jedoch der Vergangenheit angehört. Und nun gibt es, nicht an gleicher Stelle, aber auch an einem Traditionsplatz, in Schweinfurt seit einiger Zeit eine „Neue Schranne“.

Traditionsplatz deshalb, weil der frühere Gasthof „Zum Bären“ in der Friedhofstraße lange Zeit auch zu den etablierten Restaurationsbetrieben der Stadt gehörte. So sind nun also ein alter Name und eine bekannte Lokalität eine neue Verbindung eingegangen. Das alles ist erwähnenswert, weil die „Neue Schranne“ etwas versucht, was es so explizit in Schweinfurt bisher kaum gab:

Eine „Bierschwemme“ auf gutbürgerlichem Niveau, wie man sie in der Nachbar- und Bierstadt Bamberg zuhauf findet. Dort meist an eine Brauerei gebunden, mit exzellentem Bier und einer deftigen Küche. Lukurello, der diese Bamberger Gasthauskultur sehr schätzt, hat nun die „Neue Schranne“ in Schweinfurt mehrmals aufgesucht und ist durchaus angetan. Der Innenraum ist auf rustikal dekoriert und recht gemütlich; besonders punktet das Lokal im Sommer und an warmen Herbsttagen mit dem Biergarten unter Kastanienbäumen.

Die Speisekarte bietet vielfältige Brotzeiten und eine nicht allzu große Auswahl an warmen Gerichten; dazu kommt das jeweilige Tagesgericht, das mit Schäufele, Schweinshaxe, Fleischküchle etc. dem fränkischen Gaumen angepasst ist. Die Küche war bisher von wechselnder Qualität auf solidem Grundlevel, der Koch scheint von der Tagesform abhängig zu sein: Im Grunde stimmt zwar alles, aber die Würze changiert zwischen lau und salzig; beim letzten Mal war das Sauerkraut etwas merkwürdig im Geschmack, und von den Kartoffelklößen in der „Neuen Schranne“ ist Lukurello nicht begeistert.

Die haben in Mainfranken auf anderem Niveau zu sein! Sehr gut die günstige Brotzeitplatte, die darauf angebotene Hausmacherwurst war von tadelloser Qualität. Schweinfurt ist ja, was das Trinken angeht, irgendwo dazwischen: Zwischen der mainfränkischen Weinseligkeit und der oberfränkischen Bierkultur.

Die „Neue Schranne“ schließt nun eine immer wieder schmerzlich empfundene Lücke. Sie bringt ausgezeichnete Biere nach Schweinfurt. Und zwar sowohl vom Kloster Kreuzberg in der Rhön als auch aus Oberfranken. Vom Fass gibt es neben dem Kreuzbergbier das legendäre Spezial Rauchbier aus einer der großen Bamberger Traditionsbrauereien und eines Helles von „Greif“ in Forchheim; außerdem zwei Hefeweißbiere aus dem Oberfränkischen.

In der Flasche werden noch ein halbes Dutzend andere Bierspezialitäten aus diversen Brauereien in und um Bamberg angeboten. Bierliebhaber kommen in der „Neuen Schranne“ wirklich auf ihre Kosten, und Lukurello war in diesem leider nicht allzu warmen Sommer einige Male magnetisch angezogen von den dortigen schaumgekrönten Erfrischungsgetränken...

Der Vollständigkeit halber: Es gibt auch eine kleine, solide Weinkarte mit Sommeracher Erzeugnissen und einem Rotwein aus Wohnau. Aber die „Neue Schranne“ versteht sich eben doch als Bierschwemme...

Bildnachweis: Mario Trott

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