Lukurello und die Geheimnisse Indiens im Würzburger Restaurant „Guru“

von Lukurello (erschienen in Ausgabe 4/2011)

Klassisch gebildet, wie er nun einmal ist, kennt Lukurello natürlich die Bedeutung des Wortes „Guru“. Es kommt aus der altindischen Sprache Sanskrit, heißt eigentlich „schwer, gewichtig“ und steht in der Regel für „Lehrer“. Als Name für ein indisches Restaurant ist Lukurello „Guru“ bisher noch nicht untergekommen, obgleich er sich an dieser Stelle durchaus als großer Fan und Kenner der indischen Küche outen möchte. Wobei der Begriff „indische Küche“ ein fraglicher ist, denn schon allein der riesige Subkontinent Indien kennt unzählige und unterschiedliche regionale Küchen.

Dazu kommt, dass durch die enge Verbindung Indiens mit der angelsächsischen Welt von der Kolonialzeit her indische Restaurants weltweit zu finden sind, die sich durchaus von der originalen Küche gelöst und einen eigenen Stil entwickelt haben. Wobei das aber wiederum nicht in dem Umfang wie bei der chinesischen Küche geschehen ist, von der man ja leider sagen muss: Ein chinesisches Restaurant bei uns hat so gut wie nichts mit den Koch- und Esstraditionen Chinas zu tun. Indische Restaurants sind ihren Ursprüngen durchaus treu geblieben. Einer dieser Ursprünge heißt natürlich „Curry“. Wobei immer wieder betont werden muss, dass „Curry“ kein Gewürz ist, sondern die Bezeichnung für eine Zubereitungsart; sie kommt von dem Wort „khari“, was soviel wie „Sauce“ bedeutet. Die Gewürzmischung, mit der ein Curry-Gericht zubereitet wird, heißt Masala. Mit solchem Grundwissen ausgerüstet, kann man testen, ob man im „Guru“ in Würzburg etwas über indische Küche lernen kann.

Der Weg dahin ist weit, das „Guru“ liegt abgelegen in der Sanderau, da, wo man am Ende der Friedrich-Spee-Straße eigentlich kein Restaurant mehr vermuten würde. Beim Betreten empfängt einen deutlich indische Atmosphäre, also die übliche Folkloredekoration, die man mit Indien halt so verbindet. Zur Mittagszeit war das „abgelegene“ Restaurant überraschend gut besucht, kaum ein freier Tisch. Asiatische Küche boomt ja seit Jahren, dem Exotischen gegenüber ist man aufgeschlossen – wenn es denn nicht zu exotisch daherkommt. Das „Guru“ geht mittags, was die Speisekarte anbelangt, drei Wege: Die ganz normale, sehr vielfältige Karte, die das Spektrum indischer Küche ausgewogen abbildet, neben Fisch, Hühnchen und Lamm also auch den vegetarischen Speisen breiten Raum einräumt. Dann ein spezielles Mittagsmenü mit einer Auswahl aus 14 Gerichten. Und schließlich ein „Indisches Gourmet-Mittagsbuffet“ am Freitag und Samstag. Weil gerade Freitag war, entschied sich Lukurello für dieses Bufett.

Nun, von der Auswahl her war es überschaubar, vom Geschmack her durchaus zufriedenstellend. Es gab eine ordentliche Tomatensuppe, Pakoras aus Kichererbsenmehl, mehrere Curry-Gerichte, Reis, ein in ganz Indien nicht wegzudenkendes „Dal“, also ein Linsengericht, und „Palak Paneer“, ebenfalls ein Klassiker aus Spinat und Hüttenkäse. Dazu eine kleine Salatbar, die Lukurello eher entbehrlich fand. Alles war wohlausgewogen gewürzt – die indische Küche ist nun einmal eine Komposition aus vielen Gewürzen – die Schärfe für europäische Gaumen heruntergedimmt. Der erste Eindruck: Das „Guru“ bietet solide indische Restaurantküche und bemüht sich, die Erwartungen zu erfüllen, die man hierzulande an ein indisches Restaurant hat. Der Mittagstisch zum kleinen Preis ist als Einstieg gut geeignet, die umfangreiche Speisekarte verspricht aber durchaus noch Entdeckungen, auf die man sich neugierig einlassen kann.

Kleiner Tipp von Lukurello für indische und asiatische Küche überhaupt: Mit möglichst vielen Personen hingehen, möglichst viele unterschiedliche Gerichte bestellen und sich kreuz und quer durchprobieren. In Asien liebt man die kulinarische Vielfalt.

Bildnachweis: Mario Trott

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