Lukurello speist texikanisch im „Habaneros“

von Lukurello (erschienen in Ausgabe 11/2011)

Klassisch gebildet, wie er nun einmal ist, weiß Lukurello sogar, was es mit der Herkunft der geographischen Namen „Texas“ und „Mexiko“ auf sich hat. Beide stammen aus indianischen Sprachen und von Völkern, die es längst nicht mehr gibt.

Dafür ist heute in den USA ein Kunstwort gang und gäbe, das auf hungrige Mägen eine magische Anziehungskraft ausübt: Texmex oder auch Texican. Beides meint dasselbe: die kulinarische Liaison zwischen dem rauhbeinigen Cowboystaat Texas und und dem südländisch pfeffrigen Mexico.

Wie sich das nun anfühlt bzw. wie es schmeckt kann man neuerdings auch in Würzburg „erleben“ – wobei dieses Verb durchaus wörtlich zu nehmen ist. „Habaneros“ heißt das trendige Erlebnisrestaurant am Barbarossaplatz.

Dem Namen zugrunde liegt eine der schärfsten Chilischoten der Welt, aber das muss nicht weiter beunruhigen. Lukurello kennt das Stammhaus von „Habaneros“ in Schweinfurt schon seit einigen Jahren und weiß, dass dort letztlich nichts sooo scharf serviert wird wie angedroht. In Schweinfurt ist diese texikanische Küche ein echter Renner geworden; so musste nun auch in Würzburg die Probe aufs Exempel erfolgen.

Hier wie dort ist die Folklore allgegenwärtig, es mexikanisiert ganz schön und ganz nett im „Habaneros": Man sitzt und speist durchaus in einer perfekten Kulisse, die für jeden Django-Film hätte herhalten können. Hier wie dort ist die Speisekarte eine abenteuerliche Reise durch fremde Gefilde.

Nach Entradas (Vorspeisen) und Ensaladas (Salaten) wird man mit Tacos, Quesadillas und Fajitas konfrontiert, um dann bei den Platos Principal endgültig zu wissen, dass in diesem Erlebnisrestaurant Appetit, Hunger und ein gewisses Durchhaltevermögen gefordert sind. Was Lukurello damit meint: Die Speisekarte selbst ist ein Erlebnis und regt an, auf Entdeckungsreise zu gehen; man sollte allerdings wissen, dass die Border Kitchen zwischen Texas und Mexiko von einer nicht geringen Üppigkeit und Nahrhaftigkeit geprägt ist.

Auf deutsch: Man muss hier reinhauen wollen! Wie in Schweinfurt gibt es auch in Würzburg den grandiosen Klassiker Burrito el Presidente, auf den Lukurello immer wieder gerne zurückgreift. Das sind Weizentortillas, gefüllt mit Hähnchen- und Rindfleisch, dazu Gemüse, Reis, herrlich deftige Bohnen und den exzellenten Haussalat.

Jeden Blick und jeden Versuch wert sind auch die Steaks, die zu einem sehr fairen Preis auf den Tisch kommen. Wer es einmal richtig pikant haben will, kann das Steak „Diablo“ probieren, bei dem die hausgemachte Sauce etwas von der Schärfe der namensgebenden Chili erahnen lässt.

Fischfreunde und Anhänger der vegetarischen Küche müssen das „Habaneros“ übrigens auch nicht meiden. Und wer einmal einen wirklich exzellenten Tequila verkosten möchte, findet eine reiche Auswahl an originalen Agavenbränden. Si, Amigos, diesmal hat Lukurello unkritisch geschwärmt. Warum?

Weil die „Habaneros“-Erlebnisgastronomie so etwas wie Disneyland-Motivation voraussetzt: Entweder man geht da hin und amüsiert sich naiv wie ein Kind – oder man lässt es sein. Halb und halb geht nicht. Ein Abend im „Habaneros“ ist wie Kino. Man weiß, es hat mit der Realität nichts zu tun, aber es ist extrem entspannend. Man weiß, man wird viel zu viel essen, aber darüber denkt man nicht nach.

Die Speisen sind in hoher Qualität standardisiert, man weiß von vornherein, was auf einen zukommt. Diese TexMex-Küche ist ein typisch amerikanisches Kunstprodukt, sie hat nichts mit authentischer Esskultur zu tun, aber sehr viel mit „Fun“.

Das sollte man wissen, und wenn man sich mit entsprechend relaxter Haltung im „Habeneros“ niederlässt, wird man durchaus seinen Spaß haben.

Bildnachweis: Mario Trott

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