Lukurello schweift in der „Casa Latina“ in exotische Fernen

von Lukurello (erschienen in Ausgabe 6/2013)

„Warum denn in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“

In Anlehnung an Goethe beherzigt ein Feinschmecker wie Lukurello diese Weisheit recht gerne – zumal hierzulande in Franken, wo es an gutem Essen ja wahrlich nicht mangelt.

Aber manchmal lockt natürlich die Ferne: die Küche der Mittelmeerländer, die Küchen Asiens …

Neuerdings kann man in Würzburg allerdings gastronomisch in eine lukullisch nahezu unbekannte Ferne schweifen: nach Lateinamerika.

Damit ist nicht die sattsam bekannte Tex-Mex-Küche vom „Mexikaner“ nebenan gemeint; nein, die „Casa Latina“ in der Spiegelstraße bietet originale Speisen, wie sie hauptsächlich in Venezuela und Kolumbien auf den Tisch kommen.

Das hat Lukurello neugierig gemacht, und so hat er die kleine Reise in eine exotische Ferne unternommen – und war angetan davon …

Die Lokalität in der Spiegelstraße hat in den letzten Jahren einige Versuche gesehen, auf dem Würzburger Gastro-Markt Fuß zu fassen.

Die beiden Señoras (oder Señoritas?), die die „Casa Latina“ managen, gehen mit viel Enthusiasmus an die Sache heran; sie haben ihr Restaurant nett eingerichtet, ohne irgendwelchem folkloristischen Überschwang zu frönen.

Und sie bieten originale Küche, das heißt, die Basis fast aller Gerichte ist wirklich südamerikanisch: Es wird Mais verwendet, Maniok, Kochbananen. Allgegenwärtig sind Arepas, runde Maisfladen, die in Venezuela und Kolumbien praktisch zu allen Mahlzeiten gegessen werden.

Und die deftige, rotfarbene Chorizo, eine Wurst aus Schweinefleisch, wird von der Köchin selbst hergestellt. Beste Voraussetzung also für eine kulinarische Expedition.

Lukurello ging in die Vollen. Zur Vorspeise Empanadas de Pollo, mit Hähnchenfleisch und Kartoffeln gefüllte Teigtaschen aus Kolumbien. Solche Häppchen kennen viele Küchen der Welt, die lateinamerikanische Variante war äußerst delikat und würzig.

Und dann wurde es üppig: Bandeja Paisa – wer davon nicht satt wird, ist selber schuld. Sehr knuspriger Bauchspeck, zwei Chorizos, Hackfleisch, dazu rote Bohnen, die erwähnten Maisfladen, Kochbanane, Avocado, Reis, darüber ein Spiegelei.

Si Amigos, das nennt man eine Mahlzeit. Und wie fiel das Urteil aus? Von der gigantischen Portionsgröße, die Lukurello in die Knie zwang, einmal abgesehen, war alles sehr lecker und durchaus ungewöhnlich im Geschmack.

Allerdings hatte Lukurello doch etwas mehr Würze, Schärfe, Pfiff erwartet. Es schmeckte nach solider Hausmannskost – aber das ist dieses Gericht wohl auch.

Lukurellos Begleitung hatte Arroz con Coco y Cerdo gewählt – wohlklingend und wohlschmeckend. Kokosreis mit gegrilltem Schweinefleisch und Salsa-Dips. Insgesamt war dieses Gericht geschmacklich fast interessanter, vor allem der Kokosreis machte seinem Namen alle Ehre.

Sehr gesättigt war der weitere Blick über die Speisekarte nur noch der reinen Informationspflicht geschuldet: Es gäbe auf dieser Expedition in eine ferne Küchenwelt noch allerhand zu entdecken, aber das muss weiteren Besuchen vorbehalten bleiben.

Immerhin: Seit neuestem bietet die „Casa Latina“ auch ein recht günstiges Buffet an, das vielleicht für einen ersten neugierigen Streifzug durch diese kulinarische Region besonders geeignet ist.

Bildnachweis: Mario Trott

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