Lukurello kehrt in Deutschlands ältester Pizzeria ein

von Lukurello (erschienen in Ausgabe 4/2012)

Aus gegebenem Anlass hat sich Lukurello diesmal entschieden, zu gewissen Ursprüngen zurückzukehren.

In Würzburg rühmt sich ja ein Lokal, ein „Ristorante“, vor sechzig Jahren Deutschlands erste Pizzeria gewesen zu sein. Nun wird sich das kaum mit letzter Sicherheit zweifelsfrei nachweisen lassen, aber die Geschichte an sich ist so schön, dass wir sie gern glauben wollen:

Am 24. März 1952 hat Nico di Camillo aus den italienischen Abruzzen das „Sabbie di Capri“ in der Würzburger Elefantengasse eröffnet und die Nachkriegsfranken mit Pizza, Spaghetti und Lasagne bekannt gemacht.

Vier Jahre später wurde im Keller dann die berühmte „Grotta Azzurra“ nachgebaut, eine kulissengerechte Imitation der „Blauen Grotte“ Capris. Mittlerweile neunzigjährig, konnte Signor di Camillo neulich das Jubiläum noch selbst mitfeiern – auch wenn das Lokal mittlerweile längst in andere Hände übergegangen ist.

Wie Lukurello aus eigener Erfahrung weiß, hat die italienische Küche in Deutschland Höhen und Tiefen selbst produziert. Nach der ersten Euphorie über Pizza und Pasta kamen Jahre des qualitativen Durchschnitts, und es kamen Zeiten, in denen „Pizza“ fast ein kulinarisches Schimpfwort war.

Dann plötzlich eine Renaissance: Hierzulande wurde italienisches Lebensgefühl sehr modern, und die Pizzabäcker besannen sich auf ihre Wurzeln – das, was sie nun auf einmal zaubern konnten, war kreativ und traditionell zugleich; über ihren Ristoranti und Trattorias lag lebensleichtes mediterranes Flair – wer das nicht bieten wollte, mußte schauen, dass er in der Pizza- Lieferbranche irgendwie über die Runden kam.

Lukurello war bisher selten in der „Blauen Grotte“ zu Gast, sein Jubiläumsbesuch nun brachte folgende Erkenntnisse zutage: Das Interieur ist, wie es immer war, und strahlt damit nostalgischen Charme aus.

Die Speisekarte ist so, wie man es von einer „normalen“ Pizzeria erwartet: viele Pizzen, diverse Nudelgerichte, Fleisch und Fisch. Nun hätte Lukurello bewährterweise eine Pizza bestellen können, aber er wollte listig sein: Er schenkte der Karte nur einen kurzen Blick und bestellte kurzerhand ein Gericht, das so gar nicht vorgesehen war: gegrillte Calamari mit Beilagen nach der Phantasie der Küche.

Die Kellnerin stutzte nur kurz, gab den Wunsch weiter ... und siehe da: Man zauberte tatsächlich Calamari herbei, die in einer würzigen, mit Oliven und Kapern abgeschmeckten Soße ein buntes Stelldichein mit Kartoffelecken gaben; das Ganze erstaunlich hübsch dekoriert.

Dazu ein kleiner Salat und ein ordentlicher, trockener Soave. Lukurellos Begleitung hatte einen großen Salat mit gebratener Hühnerbrust gewählt, der nun keine Überraschungen bot, aber den Erwartungen voll entsprach.

Die Spontanität der Küche, die rustikale, solide Hausmannskost und die nostalgische Anmutung der Einrichtung nahmen Lukurello durchaus für die „Blaue Grotte“ ein.

Hier wird man vermutlich keine großen kulinarischen Überraschungen erleben, aber auch nicht unangenehm überrascht werden – die jahrzehntelange Tradition des Hauses scheint dafür zu bürgen.

Und natürlich wird Lukurello demnächst dort noch einmal ein- und zum eigentlichen Ursprung zurückkehren: zu einer ordentlichen italienischen Pizza, wie man sie nur in Deutschland bekommt.

INFO:
Capri Blaue Grotte
Elefantengasse 1
97070 Würzburg
Telefon 0931.54557

Bildnachweis: Mario Trott

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