Auf der fränkischen Arche des Geschmacks schützt Slow Food sechs Passagiere

von Petra Jendryssek (erschienen in Ausgabe 11/2010)

Sie schmecken überdurchschnittlich gut, sind also kulinarisch besonders wertvoll, und sind zudem vom Aussterben bedroht. Sie können auf eine lange Tradition verweisen und werden in einer fest umrissenen Region angeboten. Die Rede ist von ganz besonderen Lebensmitteln, pflanzlicher und tierischer Art, über deren Wohl Slow Food seit längerer Zeit wacht.

Als identitätsbildend für die Landschaft eingestuft, in der sie vorkommen, genießen weltweit rund 800 Lebensmittel als sogenannte “Passagiere der Arche” den besonderen Schutz von Slow Food und seinen Anhängern. In Deutschland haben mittlerweile 29 aus vielerlei Gründen existentiell bedrohte Lebensmittel den Weg auf die sinnbildliche Arche geschafft. Die Fränkische Arche des Geschmacks zählt derzeit sechs Passagiere.

Betrat als erster Passagier die Slowfood- Arche: der Ostheimer Leberkäs.Im September 2004 ging der traditionelle Ostheimer Leberkäs, der mittlerweile nur noch von drei Metzgereien im fränkischen Ostheim vor der Rhön nach altem Rezept hergestellt wird, als erster Passagier an Bord. Die gebackene Fleischterrine, bestehend aus 90 Prozent durchwachsenem Schweinefleisch, Schweinebacken und zehn Prozent Schweineleber, wird in erster Linie mit Salz und Pfeffer sowie Muskatnuss gewürzt. Ihre Fleischlieferanten stammen aus regionaler, bäuerlicher Tierhaltung. Seit 2005 hat auch das Rhönschaf Passagierstatus. Die Kräuter der Mager- und Sauerwiesen in der Hochrhön sind für den exzellenten Geschmack des Fleisches zuständig, der schon Napoleon zum Schwärmen brachte. Als ebenso geschmackvoll gilt das Fleisch des Weideochsen vom Limpurger Rind, das auch 2005 an Bord der Arche kam. Die älteste Rinderrasse Württembergs wird im Hohenlohe-Gebiet bereits seit 200 Jahren ihrer besonderen Fleischqualität wegen gemästet.

Leicht nussiger Geschmack

Bamberger Hörnla.Ihre leicht gekrümmten Knollen lassen sich zwar mit etwas Mühe pellen, entschädigen aber mit ihrer festen Konsistenz und ihrem leicht nussigen Geschmack, der sie zur idealen Sorte für einen Kartoffelsalat macht. Das Bamberger Hörnla wurde Anfang 2006 zum 4. fränkischen Archepassagier. Seit 2008 engagieren sich 13 fränkische Erzeuger für ihren Erhalt. Mitte 2007 bekam die autochtone Rotweinrebsorte Tauberschwarz, eine uralte Spezialität des Taubertals, den Schutzstatus. Ihr Anbaugebiet erstreckt sich entlang der Tauber von Röttingen über Weikersheim bis Lauda-Königshofen und Beckstein. Als letzter im Bunde darf der Fränkische Grünkern von der robusten Dinkelsorte Bauländer Spelz nicht fehlen, der erstmals 1660 urkundlich erwähnt jahrhundertlang ein wichtiges Nahrungsmittel war.

Die Bestrebungen, weitere bedrohte Lebensmittel in die Arche aufzunehmen, halten unvermindert an. Um jedoch als Passagier ausgewiesen zu werden, bedarf es einer umfassenden Dokumentation, über die dann ein Gremium entscheiden muss. Derzeit in der Dokumentationsphase befinden sich die Frankenziege, das fränkische Gelbvieh, die Astheimer Perlquitte, der Blaue Silvaner, der Bamberger Spitzwirsing, der Bamberger Knoblauch, der Bamberger Rettich, das Bamberger Butterhörnla, das Bamberger Rauchbier, die Kartoffelsorte “Schwarzblaue” aus dem Frankenwald, die Pilzsorte “Schiefertrüffel” sowie die Mangoldart “Sennfelder Stiel”.

INFO: Weitere Informationen zu den Passagieren der Arche finden sich unter www.slowfood.de.

Bildnachweis: Stefan Abtmeyer, Slow Foot

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