Sie schmecken überdurchschnittlich gut, sind also kulinarisch besonders wertvoll, und sind zudem vom Aussterben bedroht. Sie können auf eine lange Tradition verweisen und werden in einer fest umrissenen Region angeboten. Die Rede ist von ganz besonderen Lebensmitteln, pflanzlicher und tierischer Art, über deren Wohl Slow Food seit längerer Zeit wacht.
Als identitätsbildend für die Landschaft eingestuft, in der sie vorkommen, genießen weltweit rund 800 Lebensmittel als sogenannte “Passagiere der Arche” den besonderen Schutz von Slow Food und seinen Anhängern. In Deutschland haben mittlerweile 29 aus vielerlei Gründen existentiell bedrohte Lebensmittel den Weg auf die sinnbildliche Arche geschafft. Die Fränkische Arche des Geschmacks zählt derzeit sechs Passagiere.
Im September 2004 ging der
traditionelle Ostheimer Leberkäs,
der mittlerweile nur noch von
drei Metzgereien im fränkischen
Ostheim vor der Rhön nach altem
Rezept hergestellt wird, als erster
Passagier an Bord. Die gebackene
Fleischterrine, bestehend aus
90 Prozent durchwachsenem
Schweinefleisch, Schweinebacken
und zehn Prozent Schweineleber,
wird in erster Linie mit Salz
und Pfeffer sowie Muskatnuss
gewürzt. Ihre Fleischlieferanten
stammen aus regionaler, bäuerlicher
Tierhaltung. Seit 2005 hat
auch das Rhönschaf Passagierstatus.
Die Kräuter der Mager- und
Sauerwiesen in der Hochrhön
sind für den exzellenten Geschmack
des Fleisches zuständig,
der schon Napoleon zum Schwärmen
brachte. Als ebenso geschmackvoll gilt
das Fleisch des Weideochsen vom
Limpurger Rind, das auch 2005 an
Bord der Arche kam. Die älteste
Rinderrasse Württembergs wird
im Hohenlohe-Gebiet bereits
seit 200 Jahren ihrer besonderen
Fleischqualität wegen gemästet.
Leicht nussiger Geschmack
Ihre leicht gekrümmten Knollen
lassen sich zwar mit etwas Mühe
pellen, entschädigen aber mit ihrer
festen Konsistenz und ihrem
leicht nussigen Geschmack, der
sie zur idealen Sorte für einen Kartoffelsalat
macht. Das Bamberger
Hörnla wurde Anfang 2006 zum
4. fränkischen Archepassagier.
Seit 2008 engagieren sich 13 fränkische
Erzeuger für ihren Erhalt.
Mitte 2007 bekam die autochtone
Rotweinrebsorte Tauberschwarz,
eine uralte Spezialität des Taubertals,
den Schutzstatus. Ihr Anbaugebiet
erstreckt sich entlang der
Tauber von Röttingen über Weikersheim
bis Lauda-Königshofen
und Beckstein.
Als letzter im Bunde darf der
Fränkische Grünkern von der robusten
Dinkelsorte Bauländer
Spelz nicht fehlen, der erstmals
1660 urkundlich erwähnt jahrhundertlang
ein wichtiges Nahrungsmittel
war.
Die Bestrebungen, weitere bedrohte Lebensmittel in die Arche aufzunehmen, halten unvermindert an. Um jedoch als Passagier ausgewiesen zu werden, bedarf es einer umfassenden Dokumentation, über die dann ein Gremium entscheiden muss. Derzeit in der Dokumentationsphase befinden sich die Frankenziege, das fränkische Gelbvieh, die Astheimer Perlquitte, der Blaue Silvaner, der Bamberger Spitzwirsing, der Bamberger Knoblauch, der Bamberger Rettich, das Bamberger Butterhörnla, das Bamberger Rauchbier, die Kartoffelsorte “Schwarzblaue” aus dem Frankenwald, die Pilzsorte “Schiefertrüffel” sowie die Mangoldart “Sennfelder Stiel”.
INFO: Weitere Informationen zu den Passagieren der Arche finden sich unter www.slowfood.de.