Mit „Nimm eins + Zahl zwei“ können Würzburger einen kleinen Beitrag für ein besseres Miteinander leisten

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 3/2016)

„Barrossi“-Mitarbeiterin Petra Pharo und Inhaberin Silia Rüttiger freuen sich über ihre aufmerksamen Gäste.„Hat Fritz (Name von der Redaktion geändert) heute schon eine Kaffee gehabt? Hat er etwas gegessen?“

Fritz war in der Gegend um den Würzburger Marktplatz bekannt wie ein „bunter Hund“. Fritz war obdachlos. In einem ansässigen Café kannten ihn die Mitarbeiter seit den Anfangstagen. Ein heißes Getränk und ein nettes Wort gab es für ihn hier immer.

Im Laufe der Jahre wuchs die Schar derer, die Fritz etwas Gutes tun wollten. Nicht wenige kamen in das gemütliche Stehcafé, um für ihn eine Kleinigkeit zu kaufen. Was bislang unter dem Begriff nachbarschaftliche Solidargemeinschaft lief, wurde nun Teil einer öffentlichkeitswirksamen Aktion.

Seit Anfang Februar gibt es in Würzburg die Initiative „Kaffee. Plus - Nimm eins + Zahl zwei“.

Das Prinzip: „Cafégäste (können) zusätzlich zum eigenen Verzehr eine weitere Tasse Kaffee, Tee oder sogar Speisen bezahlen und 'aufschieben' - für einen Menschen danach, der sich einen Cafébesuch sonst nicht leisten könnte.“

Ins Leben gerufen wurde die Initiative durch drei Studierende der Medienkommunikation und der Sonderpädagogik an der Universität Würzburg. Ronja Hemm, Hannes Kaske und Stefanie Fiedler wurden wiederum durch ein Seminar zur aktiven Flüchtlingshilfe inspiriert.

Ihr Ziel: Sie wollen die „(...) Integration aller Bedürftigen durch ein Miteinander im Würzburger Stadtleben fördern“.

Der kleine Obolus am Tresen ist nur eine Seite der Medaille: „Es geht nicht nur um die Tasse Kaffee, sondern auch um ein Stückchen Lebensqualität und Solidarität.“ Sie gäben dabei lediglich den Anstoß. Getragen werde das Ganze von allen teilnehmenden Cafés und aufgeschlossenen Gästen.

„Das hat uns gut gefallen“, sagt die teilnehmende Gastronomin Silia Rüttiger. „Denn genau das praktizieren wir seit langem.“ Die Inhaberin der „Barrossi“-Cafés kann sich nicht nur auf Kaffee beschränken. Auch das ein oder andere Panini wurde bereits auf der Schiefertafel vermerkt. Noch steckt die Aktion in den Kinderschuhen.

Die teilnehmenden Betriebe machen sich Gedanken, wie Bedürftige tatsächlich davon erfahren und dann den Weg zu ihnen finden.

Das Interesse und die Spendenbereitschaft der Gäste sei groß. „Die Bereitschaft einen Kaffee auszugeben, ist höher als Geld zu geben“, so das Fazit im „Barrossi“.

Das sei materiell und damit substituiert. Auf der anderen Seite könnte es jedoch eine Hemmschwelle der Bedürftigen geben, das Angebot wirklich anzunehmen. Wenn sie es überhaupt mitbekämen.

Das müsse sich noch entwickeln. Sichtbar ist bereits ein wesentlicher Vorteil der Aktion für die Mitarbeiter der teilnehmenden Cafés. Diese können nun den offensiven Weg gehen, ohne Rücksprache etwas Gutes von der Tafel anbieten und direkt sehen, wer die Unterstützung bekommt.

„Es ist nur eine Kleinigkeit, aber die ist wichtig“, sind sich Silia Rüttiger und ihre Mitstreiter einig. Oder wie Konfuzius sagt: „Auch die weiteste Reise beginnt mit einem ersten Schritt!“. 

INFO: www.facebook.com/kaffeepluswuerzburg und www.kaffeeplus.weebly.com

Bildnachweis: Nicole Oppelt

Anzeigen