Eine Liebeserklärung an Parma und seine opulent-bodenständige Küche

von Petra Jendryssek (erschienen in Ausgabe 5/2011)

Durch die schmucke Häuserreihe fällt der Blick auf das Baptisterium, dessen prächtige Fresken begeistern.Als die zweite Frau Napoleons, die Habsburgerin Marie-Louise, im 18. Jahrhundert über die Herzogtümer Piazenca, Gustalla und Parma herrschte, wurde das in der Region Emilia-Romagna gelegene Städtchen Parma in einem Atemzug mit Paris genannt. In der “Petite Capitale” ließ es sich ähnlich elegant und raffiniert leben.

Wer heute Parma mit seinen einladenden Plätzen, schönen Straßen und gepflegten Geschäften durchschlendert, kann jene glanzvolle Vergangenheit noch immer hier und da spüren. Folgt man seiner Nase und richtet dann auch noch den Blick auf die opulente, ehrliche und bodenständige Küche, die einer langen Tradition verhaftet ist, verwundert es nicht, dass Nikko Amandonico, Grafiker, Inhaber eine erfolgreichen Werbeagentur und leidenschaftlicher Koch, Parma mit seinem außergewöhnlichen Buch “Parma.

Lustvoll leben und genießen im Bauch von Italien” eine Liebeserklärung gemacht hat. Als gebürtiger Süditaliener, der in Schweden aufwuchs, hatte er ziemlich klare Vorstellungen davon, was italienische Küche sein sollte. Ein Besuch in Parma hat ihn dann doch überrascht: Tortelli d` erbette - große mit Ricotta und Mangold gefüllte Nudelteigtaschen -, Proscuitto di Parma, Culatello di Zibello und frisch vom Laib gebrochene Stücke Parmigiano-Reggiano wurden ihm aufgetischt und er war begeistert.

In seinem vom deutschen Institut für Koch- und Lebenskunst zum Kochbuch des Jahres 2010 gekürten Genussverführer ist es Amandonico meisterlich gelungen, jene Erdung zu transportieren, die diese Region auszeichnet und so liebenswert macht. Ehrlich und ohne Protz besinnt sie sich auf ihren Reichtum, den die fruchtbare Erde im Podelta ihren Bewohnern schenkt. Mit fachkundigen Händen verstehen sie es jene Schätze nach alten Sitten und Gepflogenheiten auf ehrlichste Weise in schmackhafte Produkte zu verwandeln.

Der stattliche Band verzichtet dank der stimmungsvollen Fotos von Ewa-Marie Rundquist auf die üblichen, eher steril wirkenden Hochglanzfotos und lässt durch die Papierauswahl die Bodenhaftung zwischen den Fingern spüren. Mit seinen 70 Rezepten, die jeweils großzügig auf einer Doppelseite präsentiert werden, macht der italiensche Schwede Lust darauf, zum Kochlöffel zu greifen.

Doch wie gut die eigenen Kochkünste auch sein mögen, nichts geht über einen Besuch vor Ort. Den Appetit hat Nikko Amandonico auf sympathische Weise allemal angeregt.

INFO:
Nikko Amandonico:
Parma. Lustvoll leben und genießen im Bauch von Italien,
176 Seiten, Edition Styria München/Wien 2010, 39.95 Euro

 

Bildnachweis: Jendryssek

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