Im Schatten der Toskana liegt eine seiner vielseitigsten Regionen: Umbrien

von al (erschienen in Ausgabe 6/2010)

Umbrien ist eine der kleinsten der 20 italienischen Regionen und wird das grüne Herz Italiens genannt. Reich an Naturschönheiten und alten Traditionen liegt es eingebettet zwischen Toskana, Marken und Latium. Trüffel, Wein, die berühmten Linsen und Würste aus Norcia, Schokolade aus Perugia, Kunstzentren, Berge so weit das Auge reicht, und die Spuren Hannibals, des Hl. Franziskus und Raffaels verbinden sich mit ihm. In Umbriens „sonderbar verschlungenen Gebirgen“ so schreibt Goethe bei seiner Durchreise, ist die Natur noch nicht zersiedelt. Umbriens Städte sind alte Hügelstädte mit spektakulären Ausblicken. Im Schatten der großen und bekannten Toskana gelegen, muss es sich aber keinesfalls verstecken: mit den Cascate delle Marmore besitzt Umbrien den größten Wasserfall Italiens, im Karst des Monte Cucco Italiens größtes Höhlensystem und mit dem Trasimenischen See den größten See der italienschen Halbinsel. Höhepunkt einer jeden Umbrien- Reise ist Orvieto mit seinem gotischen Dom und den berühmten Fresken von Signorelli im Inneren, von denen man sich erzählt, Michelangelo habe auf einem Weg nach Rom diese Arbeiten gesehen und anschließend als Vorlagen bei der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle in Rom verwendet. Assisi mit der berühmten Mutterkirche der Franziskaner gehört ebenso zum Pflichtprogramm. Hier befinden sich berühmten Fresken von Giotto di Bondone, Inkunabeln der europäischen Malerei. Wenige Kilometer weiter nördlich liegt Gubbio mit seinem phantastischen Rathaus und dem Palazzo Ducale, auch bekannt für den spektakulären „Corso die Ceri“ - Umbriens tollstes Fest zu Ehren des Heiligen Ubaldus und das seit über 800 Jahren. Wussten Sie dass sich in Umbrien das „Salzburg Italiens“ befindet: Spello mit dem „Festival die Due Mondi“. Hochkarätige Konzerte und Opernaufführungen werden hier Ende Juni/Anfang Juli in dieser mittelalterlichen Stadt geboten. Perugia, das etruskische Perusium, bekannte Universitätsstadt bietet im Ambiente seines Palazzo Pubblico eine der kostbarsten Kunstsammlungen Italiens. Todi mit seinen mittelalterlichen Türmen und Gassen sowie seiner Franziskanerkirche zählt zu den lebenswertesten Städten der Welt. Zu den schönsten Touren durch Umbrien zählt der Besuch des „Tempietto di Clitunno“ aus langobardischer Zeit auf der Strecke von Assisi nach Spoleto. Bei einem anschließenden Spaziergang durch Spoleto empfiehlt sich die Besichtigung des Domes und der Römischen Brücke und am Nachmittag ein Ausflug ins Valnerina -Tal. Hier kann man der Abtei von San Pietro in Valle einen Besuch abstatten oder nach Castelluccio im Parco die Monti Sibillini hinauffahren. Auf 1400 Metern Höhe hat man hier den phantastischen Blick auf die berühmten Linsenfelder. Apropos mangiare: Neben der erwähnten lenticchie (Linsen) mit ihrem einzigartigen nussigem Geschmack, sind es Trüffel und porcini und die aus Norcia stammenden Würste und Schinken oder Spanferkel, die die umbrische Küche bestimmen. Und dazu gehört ein guter Wein. Umbrische Weine galten bisher nicht als die besten Italiens. Bekannt war der „Orvieto Classico“, den man eher als anständig, denn als fein bezeichnete. In den letzten Jahren gelang es jedoch in die Riege der besten Kreszenzen Italiens aufzusteigen. Kurzum: Mit Umbrien reist man in eine der schönsten und immer noch relativ ruhigen Regionen Italiens, im Westen ein bisschen Toskana, im Osten ein bisschen Marken und im Süden schon römisch. Vielleicht macht das die Region so göttlich, stammt doch von hier aus Perugia der Maler Perugino, Lehrer des Raffael. Buon viaggio!

Bildnachweis: Jendryssek

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