Vom 12. bis 17. November lehren die 17. Filmnächte im Staatlichen Hofkeller das Gruseln

von Nicole Oppelt (erschienen in Ausgabe 10/2019)

„Alfred Hitchcock definierte die Erfolgsaussichten eines Films mit den Worten: ‚Je besser der Bösewicht, desto besser der Film.‘ Wagen Sie den Eigenversuch“, sagt Jochem Larsen.„Nachdem in den letzten Jahren Komödien im Vordergrund der Programmgestaltung standen, kehrt der Staatliche Hofkeller in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Filminitiative Würzburg zu den Ursprüngen der Filmnächte zurück“, schwärmt Jochem Larsen vom Staatlichen Hofkeller.

Ganz zu Beginn sei es Grusel in Gestalt von Frankenstein gewesen, später seien dunkle Abgründe in zahlreichen Film Noir gezeigt worden. Er ist überzeugt: „Die besondere Kelleratmosphäre schreit förmlich nach mehr Verbrechen, Exzessen und Hinterhalt.“ In diesem Jahr stehen die Filmnächte unter dem Motto „Suspense – Thriller in den 60ern“. Alfred Hitchcock sei oft als „Master of Suspense“ bezeichnet worden, erklärt Larsen. In seinem berühmten Interview mit François Truffaut „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ habe er Suspense so erläutert: „Wenn eine versteckte Bombe unter einem Tisch plötzlich explodiert, ist dies ein Schreck und unterhält 20 Sekunden. Wenn der Zuschauer die Lunte jedoch lange brennen sieht und die Figuren nichts von der bevorstehenden Katastrophe ahnen, ist dies Suspense und fesselt fünf oder zehn Minuten lang.“ Insgesamt vier „spannende Geschichten“ werden nun in Würzburg gezeigt.

Der Eröffnungsfilm ist auch der bekannteste: „Psycho“, das 1960 gedrehte Meisterwerk von Alfred Hitchcock. „Wer kennt nicht die berühmte Duschszene, die gerade mal 45 Sekunden dauert, der Schnitt aber 78 verschiedene Kamerapositionen vereint“, ruft Larsen den Klassiker noch einmal ins Gedächtnis. Norman Bates (Anthony Perkins) meuchelt hier die bedauernswerte, aber nicht von unmoralischem Verhalten freie Marion Crane (Janet Leigh).
Der zweite Film „Wiegenlied für eine Leiche“ ist ein Psychothriller des Regisseurs Robert Aldrich aus dem Jahre 1964. „Prominent besetzt mit Bette Davis, Olivia de Havilland und Joseph Cotton geht es um enttäuschte Liebe, einen fast 40 Jahre zurückliegenden Mord, Gier und Eifersucht. Also das komplette Paket“, erklärt Jochem Larsen vom Staatlichen Hoflkeller.

Der Regisseur des dritten Films, J. Lee Thompson, sei ein großer Hitchcock-Bewunderer gewesen, der sich immer wieder die Frage stellte, wie sein Vorbild die Szene wohl angelegt hätte. Thompson engagierte für ein Hitchcock-ähnliches Gefühl bei „Ein Köder für die Bestie“ den Komponisten Bernard Herrmann, den Szenenbildner Robert F. Boyle und den Cutter George Tomasini, alle drei hatten schon mit Hitchcock gearbeitet. Der Film erzählt die Geschichte des verurteilten Vergewaltigers Max Cady (Robert Mitchum), der sich gnadenlos nach seiner Entlassung an der Familie des Hauptzeugen Sam Boden (Gregory Peck) rächen will.

Schlusspunkt der Kurzreihe bildet in der Nachtvorstellung der 1961 entstandene britische Spielfilm „Ein Toter spielt Klavier“ des Regisseurs Seth Holt. Die Werbekampagne für den Film enthielt sich einer Inhaltsbeschreibung, um das Publikum in die Kinos zu locken. „Es gab nur ein einziges Aushangfoto, das die kreischenden Susan Strasberg zeigt, die die an den Rollstuhl gefesselte Tochter einer „Leiche“ spielt. Sehr clever!“, schmunzelt Larsen.

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www.hofkeller.de

Vorschau: Die Filmnächte 2020

„Es ist gute Tradition geworden, exklusiv im Leporello das Programm des nächsten Jahres erstmals zu veröffentlichen,  sagt Jochem Larsen. Die 18. Filmnächte gibt es vom 10. bis 12. November 2020.Schwarzer Humor  wäre zu behaupten, das Thema sei genauso blutrünstig wie in 2019:


• „Nur meiner Frau zuliebe“ (OT: Mr. Blandings builds his Dream House) ?USA 1948 mit Myrna Loy und Cary Grant, Regie H.C. Potter
• „Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (OT: Who’s afraid of Virginia Woolf?)?USA 1966 mit Elizabeth Taylor und Richard Burton, Regie M. Nichols
• „Mr. und Mrs. Smith“ (OT: Mr. & Mrs. Smith) USA 1941 mit Carole Lombard ?und Robert Montgomery, Regie A. Hitchcock
• „Der dünne Mann“ (OT: The Thin Man) USA 1934 mit Myrna Loy und William Powell, Regie W.S. van Dyke

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