Am 3. Februar ist ein außergewöhnliches 47. Internationales Filmwochenende Würzburg zu Ende gegangen

von red (erschienen in Ausgabe 1/2021)

Bis 0.00 Uhr wurde tüchtig gestreamt, sodass das Filmwochenende diesjährige weit über 5.000 Abrufe verzeichnen konnte. "Das ist für uns ein Riesenerfolg, bedenkt man auch, dass die Streaming-Tickets nicht an eine Zuschauerzahl gebunden waren, also damit auch eifrig gemeinsam geschaut wurde", gibt sich Vorstand Thomas Schulz hocherfreut. "Ein Indiz dafür ist auch der rührend hohe Anteil an Soli-Tickets." Vorstandskollege Christian Molik ergänzt: "Wir weigerten uns im Vorfeld, auch nur ein grobes Ziel zu formulieren. Trotzdem wurden damit alle vagen Vorstellungen übertroffen." Schulz: "Wir bedanken uns ebenfalls für das tolle Feedback gerade von unseren Stammgästen, von denen viele erstmals einen Film zu Hause streamten."

Ebenso gibt er sich erfreut, dass ein Großteil der Gäste für die Filme abstimmte, sodass die Filminitiative Würzburg e.V. nun auch folgendes Wettbewerbsergebnis verkünden darf:

Spielfilmpreis - 2.500 Euro zur Verfügung gestellt von der VR-Bank Würzburg: "Winterreise" von Anders Østergaard und Erzsébet Rácz

Co-Regisseurin Erzsebet Racz: "Wir freuen uns sehr, dass unser Film Winterreise den Publikumspreis für den besten Spielfilm bei dem 47. Würzburger Internationalen Filmtage bekommen hat. Umso mehr, weil es in diesen Zeiten nicht ganz einfach ist, die Reichweite eines Filmes, an dem man mehrere Jahre gearbeitet hat, nachzuempfinden. Es ist uns die Ehre bei so einem repräsentativen Wettbewerb mit so wichtigen Themen und mit hervorragenden Filmen wie zum Beispiel mein persönlicher Favorit ‚Håp‘ von Maria Sødahl einen Preis zu gewinnen. Das wäre bestimmt nicht möglich, ohne unseren großartigen Schauspielern, allem voran Bruno Ganz, und die wahre und wunderbar berührende Geschichte von Martin Goldsmith und seiner Familie. Wir möchten uns auch in dem Namen unseres Teams, unseren Produzenten und des Verleihers Real Fiction bedanken, die diesen Film ermöglicht und unterstützt hatten. Herzlichen Dank."

"Dass der finale Film von Bruno Ganz gut ankommen würde, war uns natürlich klar. Doch auch dessen Kern, das Leben eines jüdischen Musikers im Dritten Reich, dessen vermeintliche Privilegien und die Schuld, die er fühlt, aber nicht ausdrücken kann, hat unser Publikum mitgenommen", erklärt Christian Molik das Ergebnis.

Dokumentarfilmpreis - 1.500 Euro zur Verfügung gestellt von Vogel Communications Group: "Was tun" von Michael Kranz

Michael Kranz: „Vielen Dank an diese famose Publikumsjury, die sich von ‚Was tun‘ und den im Film gezeigten Schicksalen berühren ließ. Es ist schön, dass Filme so große Distanzen überwinden können und Menschen aus den unterschiedlichsten Lebenswelten zusammenbringen. Und es ist auch eine Ermutigung für unseren Kinostart dieses Jahr in diesen für das Kuno so schwer abwägbaren Zeiten. Danke Würzburg!“

"Das freut uns besonders, da Michael Kranz ein junger Filmemacher ist, ausgebildet an der HFF München. Sein Film könnte persönlicher nicht sein, geht es darin doch um seine Gewissensbisse und Machtlosigkeit, die er fühlt, als er sich selbst vor Ort mit den Bedingungen von Zwangsprostituierten in Bangladesch auseinandersetzt", so Thomas Schulz.

Kurzfilmpreis - 1.000 Euro zur Verfügung gestellt von Würzburger Hofbräu GmbH: "María" von Zoé Salicrup-Junco

Eine erste Reaktion der Filmemacherin aus Übersee lautete: „Oh my God! Thank you so much! What a wonderful blessing!“ "Ein wirklich starker, weil hochsensibler Kurzfilm der Puerto-Ricanerin Zoé Salicrup-Junco. Sie zeigt eindrücklich, dass Naturkatastrophen wie Hurrikan María 2017 nicht nur physische Zerstörung zurücklassen, sondern die Folgen auch psychisch zur Belastung werden“, sagt Vorständin Vivi Bogumil. „Wir bedanken und aber auch bei allen anderen Filmemacher*innen, die zu unserem tollen Programm beitrugen, beim Publikum und ganz besonders auch bei unserem Team, das abermals ein schwieriges Festival mit viel Freude und (Selbst-)Verständnis gewuppt hat.“

Obwohl die 47. Ausgabe dank eines kompetenten Teams um Sebastian Goll und Philipp Pelchmann auch technisch mehr als erfreulich verlief, hofft Bogumil: "Das diesjährige FiWo soll in seiner digitalen Form eine Ausnahme bleiben. Wir wollen zurück ins Kino, und wir wollen unser Publikum wieder vor Ort begrüßen können." Ob es in Zukunft eine Streamingmöglichkeit geben wird, muss das Team der Filminitative Würzburg erst noch diskutieren – vor allem in Anbetracht des Mehraufwandes, der ein dann zweigleisiges Festival mitbringen würde. Dass es ein 48. Internationales Filmwochenende Würzburg im Januar 2022 in irgendeiner Form geben wird, darf nach dieser Bestätigung des Publikums jedoch als sicher betrachtet werden.

Bildnachweis: Michael Kranz

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