Was in England, Schottland,
Irland, den USA oder Australien
jeder sofort unterschreiben
würde, wird hierzulande immer
noch mit milder Skepsis belächelt:
Ein Sport für jeden? Golf
– das hat bei uns den Ruch von
Elite, Snobismus und teurem Vergnügen.
Und überhaupt Sport?
Das weitvereitete Vorurteil dazu:
Eine gemächliche Beschäftigung
für ältere Herren, weit und breit
nichts von sportlicher Ertüchtigung.
Da kann Rudi May, Präsident
des Würzburger Golf Clubs,
nun seinerseits nur milde lächeln:
„Jeder, der mal auf einer 18-Loch-
Runde dabei war, redet danach
anders. Auf unserem Platz ist man
schon allein acht bis neun Kilometer
zu Fuß unterwegs.“ Und dazu
kommt ja noch eine ausgefeilte
Schlagtechnik mit verschiedenen
Schwüngen und diversen Probeschwüngen.
Ins Schwitzen kommt
man also schon; aber – und das ist
der ausgeprägte Gesundheitsaspekt
des Golfsports – auf eine
schonende Art und Weise. Weshalb
die Behauptung „in jedem
Alter“ auf das Golfen zutrifft wie
auf kaum einen anderen Sport.
Sport, Hobby, Lebenskultur
Golf kann man lange spielen, es
ist Sport, Hobby, Lebenskultur
und manchmal auch ein bißchen
Sucht. Der Würzburger
Unternehmer Rudi May hat sich
dieser Leidenschaft nun schon
mehr als 25 Jahre verschrieben.
Mit Tatkraft und ein wenig Eigensinn
beschloss er 1984, dass
eine Stadt wie Würzburg einen
Golfplatz braucht. Das sahen
damals nicht alle so, es dauerte
immerhin zehn Jahre, bis manche
Widerstände überwunden
waren und die weißen Bälle endlich
fliegen konnten. Zunächst
standen nur neun Löcher zur
Verfügung, aber die magische
Zahl beim Golf heißt 18, und Rudi
May ruhte nicht eher, bis 2002
dann die volle Runde gespielt
werden konnte. Mittlerweile
ist der Würzburger Golf Club
Mitglied bei „The Leading Golf
Courses of Germany“ und erfüllt
damit gehobene Ansprüche
an Ambiente und Platzpflege.
Freilich, gehobene Ansprüche
kosten auch Geld, und Golfclubs
werden, anders als die meisten
anderen Sportvereine, staatlicherseits
nicht gefördert. Was
schon dazu führt, dass die Clubs
ihre Mitglieder durchaus zur
Kasse bitten müssen. Eine Tatsache,
die dem Anliegen des Deutschen
Golfverbandes, Golf möge
auch in Deutschland Breitensport
werden, in gewissem Maße
entgegensteht. Andererseits und
bei genauerer Betrachtung entpuppt
sich auch da manches als
Klischee. Wer heute in Deutschland
Golf spielen möchte, findet
Clubs, die bezahlbare Konditionen
bieten; Kurse für den Einstieg
werden allerorten günstig
angeboten, und eine Ausrüstung
für den Anfang kostet auf jeden
Fall weniger als eine Skiausrüstung.
Wie oft im Leben, zählen
auch hier die Prioritäten. Aufs
Ganze gesehen ist Golf heutzutage
längst nicht mehr so teuer, wie
immer wieder kolportiert wird.
Wie Golf das Leben bereichern
kann – das entfaltet „Leporello“
in den kommenden Ausgaben.