Der Würzburger Bio-Bäckermeister Ernst Köhler treibt Mischkulturanbau voran

von red (erschienen in Ausgabe 01/2025)

Seit Jahrhunderten bauen sowohl indigene Kulturen als auch Gärtnerinnen und Gärtner weltweit erfolgreich Kulturen als Mischkultur an. Bohnen, Mais und Kürbis als die „3 Schwestern“, Tomaten und Basilikum, Erdbeeren und Zwiebeln, die Liste ist lang. Die gemeinsam wachsenden Kulturen (unter)stützen sich und profitieren in vielerlei Hinsicht voneinander. Beschattung des Bodens, höhere Luftfeuchtigkeit und niedrigere Temperaturen im Mikroklima auf dem Feld, optimierte Regenwasserspeicherung durch eine verbesserte Bodenfauna, Nützlinge werden angelockt und Schädlinge vertrieben, der Einsatz von Dünger kann reduziert oder gar ganz eliminiert werden. Klingt nach einer klimaverträglichen Anbaumethode – warum sollte man also nicht versuchen, diese boden- und grundwasserschonende Anbaumethode zurück auf unsere „großen Felder“ zu bringen?

Als Mitglied beim Verein „Die freien Bäcker. Zeit für Verantwortung e.V.“, der sich dem Schutz des echten Backhandwerks verschrieben hat, und in Zusammenarbeit mit der Uni Kassel ist Köhlers Vollkornbäckerei gemeinsam mit einer Handvoll anderer Handwerksbäckereien aus Deutschland aktuell Teil des Projektes „Vorwerts“ zu eben diesem Thema: Mischkulturanbau. Im konkreten Fall geht es darum, Erbsen und Weizen im Gemenge anzubauen und das daraus gewonnene Gemengemehl anschließend zu verbacken. Im vergangenen Jahr war das Gemenge sowohl als Sommer- als auch als Winterkultur auf Feldern deutschlandweit im Anbau. Die Erbse als Leguminose bindet Stickstoff im Boden, dieser Stickstoff ist für die Weizenpflanze verfügbar (was somit auch bedeutet, dass weniger Stickstoff gedüngt werden muss).

Im Herbst kam es dann zum gemeinsamen Drusch. Anschließend kam das Korn (mit einem Restanteil Erbse) zu Köhlers Vollkornbäckerei nach Rottenbauer. Dort werden Vollkornmehle auf der hauseigenen Mühle täglich frisch vermahlen. Weizen aus Mischkulturanbau hat einen anderen Klebereiweißgehalt als „regulärer“ Weizen und so mussten die Bäckerinnen und Bäcker etwas „spielen“ mit Ruhezeiten, Wasserzugabe und Vorteigen etc. Herausgekommen ist ein kräftiges Weizenvollkornbaguette. Bestreut mit Saaten aus regionalem Bio-Anbau und einem Anteil Erbse von etwa zwei Prozent ist es ein schöner Neuzugang im Sortiment, der ganz nebenbei auch noch etwas fürs Klima  getan hat.

Bildnachweis: Laura Schendzielorz

Anzeigen