Museum am Dom zeigt bis 23. Juni Arbeiten von Robert Höfling

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 4/2019)

In seinen Arbeiten setzte sich Robert Höfling mit dem Thema „Mensch und Gaube“ auseinander. Im Museum am Dom sind Werke von ihm zu sehen.Schon das ungewöhnliche gelb-schwarze Plakat mit dem Untertitel „Das hätte Jesus nicht gewollt“ macht neugierig auf die Ausstellung im Würzburger Museum am Dom über den Künstler Robert Höfling. Er wäre heuer 100 Jahre alt geworden, aber selbst nach seinem Tod 1997 provoziert er noch viele.

Höfling war ein hoch begabter, vielseitiger moderner Künstler mit viel hintersinnigem Humor, wollte damit zum Nachdenken anregen. Er stellte das Übliche in Frage, etwa auch mit den bewusst verdrehten Buchstaben in der Botschaft „Jeder ist ein Küntsler“. Gleich zu Anfang erhält man Einblick in Höflings Atelier in Hammelburg, die ehemalige Schreinerei seines Vaters, einen köstlich grotesken Ort ganz gegen bürgerliche Erwartungen. Im Zwischengeschoss begegnet man der Bandbreite von Höflings Arbeiten, den in ganz unterschiedlichen Techniken und Stilen geschaffenen Zeichnungen, Grafiken, Gemälden, Objekten, von realistisch bis abstrakt, auch experimentellen Fingerübungen.
 
Mittelpunkt Mensch
 
Oft nahm er sich selbst kritisch auf die Schippe, etwa in Selbstbildnissen. Er empfand die Akademiezeit in Düsseldorf als „für die Katz“, kehrte ins beschauliche Hammelburg zurück, wo er sich am heimischen Kosmos und der katholischen Kirche, dem Stimulans seines Werkes „reiben“ konnte; für ihn stand immer der Mensch im Mittelpunkt, und er wollte zur Reflexion über Selbstverständliches wach rütteln. Das erreichte er spektakulär in der Ausstellung „Franconia sacra“ 1976 in Würzburg mit seinem berühmten Streichholzaltar, in dessen Mitte schwarze Kreuze, seriell angefertigte Devotionalien, von abgebrannten Streichholzschachteln umkreist sind, mit der Bekrönung eines verwitterten Engels. Das erregte die Gemüter ebenso wie das Happening mit der Überwalzung von Orgelpfeifen.

In der großen Halle fallen zuerst oben die riesigen Schwarz-Weiß-Gemälde mit wilden Landschaften und Prozessionen auf; wer genauer hinsieht, entdeckt, dass die Kommunionkinder keine Blumen streuen, sondern Hühner rupfen. Der Idee des erweiterten Kunstbegriffs folgte er auf der Spur von seinen Zeitgenossen Beuys, Mataré oder Falken. Er spielte auch mit Begriffen aus der Kunstgeschichte, etwa wenn er mit Kreuzen, als Massenware gefertigt, rund um einen Christus-Druck ein „Vera Icon“ schafft, so den Sinngehalt religiöser Andachtsgegenstände in Frage stellt, wenn er zu Francis Bacons „Papst Innozenz X.“ sein von ihm verfremdetes Bild in einen Cowboy-Rahmen setzt oder das Bild der Infantin von Velasquez hinter Gittern und mit einer Ehrenschärpe präsentiert. Hauptthema bei Höfling ist Mensch und Glaube. Zentral im Raum sitzt deshalb sein „Christus im Lehnstuhl“, gefesselt mit Rosenkränzen, mit ausgestreckten Armen wie Hilfe suchend, ein Aufruf, die Bequemlichkeit von Ritualen zu verlassen.

Auch die „Verklärung Christi“, ein schwarz verhüllter, mit Rosenkränzen behängter Jesus, oder die „unerhörten Gebete“ aus Streichholzschachteln enthalten die konstruktive Kritik Höflings an scheinheiliger Bigotterie, ähnlich wie die Gemälde mit Bischöfen. Selbstironisch zeigt sich Höfling im letzten Selbstbildnis „Ich blicke auf meinen Bauch“. Und seine Mutmaßungen über den Menschen finden sich überzeugend in stark bewegter, abstrakter Ausdrucksweise. Bis 23. Juni.

Bildnachweis: © Thomas Obermeier

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