Umfassendes Panorama der Wirkung Mozarts im Würzburger Kulturspeicher zu sehen

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 05/2021)

Wie Werk und Persönlichkeit Mozarts viele Künstler inspirierten zeigt etwa die Farbexplosion „Mozart“ von Gerhard Richter (1981).

Jedes Jubiläum will Sichtbares vorweisen. Also dachte sich das Würzburger Mozartfest die Ausstellung „Imagine Mozart“ aus, ursprünglich geplant in der Residenz, im Martin von Wagner Museum.

Doch die historischen Räumlichkeiten zu öffnen ohne die für Besucher geforderte Lüftung in Corona-Zeiten, wodurch die vorgeschriebenen konstanten Klimawerte nicht eingehalten werden können, machte die Lieferung der teilweise von weit her angereisten Exponate ziemlich unmöglich. Die Lösung: Die Räume der Städt­ischen Sammlung im Würzburger Kulturspeicher. Vom 15. Mai bis 11. Juli können nun dort, soweit es die Pandemie-Bestimmungen zulassen, Interessierte die von Prof. Damian Dombrowski kuratierte und von ihm in drei Abteilungen und eine Art „Präludium“ strukturierte Schau bewundern und sich so dem Bild und der Vorstellung von oder über Mozart aus vielerlei zeitbezogenen Perspektiven nähern.

Los geht es mit dem Brief Mozarts über seine Kaffeepause in Würzburg und dem Lob der schönen Stadt, mit Originalpartituren des Komponisten und mit dem einzig authentischen Porträt des genialen Musikers durch den mit ihm verschwägerten Joseph Lange, übrigens einen gebürtigen Würzburger. Schon bald nach dem Tod Mozarts aber begann die Mythenbildung um ihn mit Fantasie-Bildern und -Geschichten, mit Schilderungen seines Lebens und seiner Situation, vor allem im 19. Jahrhundert; da entstanden auch Denkmäler in Salzburg, Wien oder London, wie Entwurfszeichnungen und Bronzemodelle in der Abteilung „Mozartiana“ zeigen.

Wie Werk und Persönlichkeit des Salzburger Genies viele Künstler dazu inspirierten, sich ihm schöpferisch anzunähern, belegen etwa Bilder wie die Farbexplosion „Mozart“ von Gerhard Richter (1981) oder eine „Art Collage“ von Tom Philips oder interessante Videos, aber auch Paul Klees „Sängerin“. Leider muss die Ausstellung auf den angekündigten Delacroix verzichten; dafür imponiert Max Slevogts überlebensgroßer weißer Don Giovanni mit dem Cham­pagnerlied. Die Abteilung „Bühne“ zeigt Ausstattungen von den frühesten Inszenierungen bis heute; leider konnten die Chagall-Kostüme nicht aus der geschlossenen MET kommen; dafür sieht man z.B. den berühmten Schinkel-Horizont zur „Zauberflöte“ und Bühnenbilder sowie Kostümentwürfe durch den Würzburger Künstler Wolfgang Lenz, etwa für die „Gärtnerin aus Liebe“. Insgesamt also ein umfassendes Panorama der Wirkung Mozarts über 250 Jahre. Ergänzt wird die Schau durch samstägliche, musikalisch umrahmte Dialog-Matineen im Toskanasaal, wo u. a. auch Original-Instrumente aus Mozarts Privatbesitz vorgeführt werden.

 

Bildnachweis: Gerhard Richter

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