Adolf Hölzel auf der Suche nach Gesetzmäßigkeiten im Museum Georg Schäfer

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 3/2019)

Adolf Hölzel: Farbkomposition Holzfäller, um 1925, PrivatbesitzWidersprüchlich ist vieles, was Adolf Hölzel (1853-1934) an künstlerischen Werken und Äußerungen hinterlassen hat. Die Ausstellung im Museum Georg Schäfer Schweinfurt spürt dem nach, was der Maler, Zeichner und Kunstpädagoge als Ziel vorgegeben hat: „Farbharmonie“.

Auf dem Weg zum Ungegenständlichen suchte er dies zu erreichen. Hölzel wollte Emotionalität, suchte aber gleichzeitig nach einer Gesetzmäßigkeit von Form und Farbe. Unbewusste „Empfindung“ wollte er ins Bildliche umsetzen. Die Präsentation von rund 100 Arbeiten Hölzels aus allen Schaffensperioden erweist, wie überraschend vielgestaltig und vielseitig sein Schaffen war.

Zum ersten Mal werden auch die Glasfenster gewürdigt, die er für die Bahlsen-Werke Hannover und das Stuttgarter Alte Rathaus entworfen hat. Sie besitzen innere Verwandtschaft mit vielen Pastellen, die Hölzel nach seiner Lehrtätigkeit an der Stuttgarter Akademie ab 1918 privat für sich schuf. Lineamente umrahmen als schwarze Konturen die kraftvollen Farbflächen, schaffen Struktur. Verfolgt man die Anfänge Hölzels von seinen Anfängen als versierter Maler im Stile Leibls, etwa am Porträt seiner Frau, zeigt sich: Der Künstler kam von der Form zur Farbe, durchschritt frühe Perioden mit quasi „realistischen“ Darstellungen und impressionistischen Anklängen. Was ihn aber am meisten interessierte, war die Aufteilung der Bildfläche durch farbige Zonen, die Abwendung von der realistischen Erfassung von Gegenständen und Personen zugunsten mäßig abstrahierter Farbflächen, die sich wiederum zu einem in sich bewegten Muster ordneten. Der ursprüngliche Gegenstand trat zurück, im Vordergrund stand die Malerei. Hölzel wendete sich ab von der Gegenständlichkeit hin zur Komposition.

Schon früh verraten seine Studien mit Bleistift, Buntstift oder Pastell, was ihn interessierte: das Ornament, die rhythmische Bewegung von Linien, Formen und Farbe im Bild. Bei solchen privaten „Fingerübungen“ entstanden Fabelwesen, Harlekins, Holzfäller, im Grund freie Kompositionen. Auch wenn Hölzel gerne als „Vater der abstrakten Malerei“ bezeichnet wird, war das Ungegenständliche nur Begleiterscheinung seiner Suche nach der Farbharmonie. Die Farbkreise und Prismenbilder der 1920er Jahre sind formale Spielereien, haben ein Gerüst in den Konstruktionslinien, lassen häufig auch Köpfe oder Figuren erkennen, sind bestimmt von Geometrie und oft vom Oval. Eigentlich verweigern sie eine „konkrete“ Aussage. Die Ausstellung ist zu sehen bis 1. Mai.

Bildnachweis: © privat

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