Fotografin Katrin Heyer wird mit Kulturförderpreis der Stadt Würzburg geehrt

von Reiner Jünger (erschienen in Ausgabe 10/2012)

„Menschen in ihren Milieus ziehen mich immer wieder magisch an.” Katrin HeyerDie Dokumentation der Gegensätze und Brüche in den alten und neuen Bundesländern im Kontext der Geschichte zu dokumentieren sei für sie ein besonderes Anliegen, sagt die in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsene Fotografin Katrin Heyer, der in wenigen Wochen der Kulturförderpreis der Stadt Würzburg 2012 verliehen wird.

Der Ort Viereck an der polnischen Grenze, in dem sie ihre Kindheit und Schulzeit verbrachte, sei für sie nach der Wende zum traurigsten Ort der Welt mutiert.

Die Brüche und Spannungen, die sich daraus ergeben, hat sie bereits in zahlreichen Dokumentationen und Serien festgehalten.

Dazu gehört die gebundene Ausgabe mit Texten und Bildern „Ernst- Thälmann-Schule - Eine deutsche Erinnerung“ sowie die Serie „Viereck - Porträt eines Ortes“, in der die Debütandenförderpreisträgerin des Freistaates Bayern (2011/2012) den sozialen und wirtschaftlichen Abstieg ihrer einstigen Heimatgemeinde aus verschiedenen Perspektiven einfühlsam darstellt. Menschen in ihren Milieus ziehen sie immer wieder magisch an.

Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die Fotoarbeiten „New York City Artists“. In dieser Serie bildet sie bildende Künstler und Musiker in ihrer räumlichen Umgebung ab und schaut ihnen dadurch tief in die Seele. Ihre Vorliebe für eine puristische, geradezu spröde Ästhetik kann sie nur aus ihrer frühkindlichen Sozialisation erklären, die Farblosigkeit und die öde Tristesse hätten eben Spuren hinterlassen, sagt sie.

Daraus resultiert ihre künstlerische Neigung zu „Sekundärlandschaften“ wie Brachen, aufgelassenen Gruben, Abraumhalden, verfallenden Industriegebäuden aber auch zu architektonischen Brüchen in urbanen Milieus.

Dabei ist es neben der Tristesse und Melancholie, die sie vermittelt, auch das Spiel mit Perspektiven und szenischen Besonderheiten, dem ein Funken Humor innewohnt, der Anlass zu Hoffnung gibt. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die Fotoserien „Randwerk“, an denen sie seit 2004 arbeitet und die sich mit dem städtebaulichen Erscheinungsbild deutscher Städte auseinandersetzen.

In der Serie „Blindes Land“ zeigt sie Agrarlandschaften, die als Kehrseite unseres Wohlstandes aufgefasst werden können. Auf die Feststellung, dass es sich dabei nicht um Anklagen, sondern nur um Abbildungen handelt, legt sie großen Wert. Regie führt sie in ihren inszenierten Bildern, in denen sich Figuren in einer surrealen Umgebung bewegen.

Aber Katrin Heyer ist längst über die Region hinausgewachsen, ihre Vita weist Einzelausstellungen und Auslandsaufenthalte in vielen Ländern Europas und den Vereinigten Staaten auf.

Neben der Kunstfotografie beschäftigt sie sich mit Dokumentationen und Präsentationen. Sehr gefragt ist sie in der Architektur- und Portraitfotografie. Die Liste ihrer Reputationen ist beachtlich.

Seit 2005 ist sie auch Dozentin für Fotografie an der TU Darmstadt im Fachbereich Architektur.

Bildnachweis: S. Scherbel

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