Bis 10. November spürt das Diözesanmuseum Bamberg dem Funken Gottes nach

von dm (erschienen in Ausgabe 10/2019)

Zeitgenössische Kunst von rund 60 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt sowie ausgewählte Stücke der Moderne korrespondieren noch bis 10. November unter dem Titel „Der Funke Gottes“ im Bamberger Diözesanmuseum mit sakraler Kunst, mit Werken von Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß sowie den Kaisermänteln Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kunigunde.

Genau das mache den Flair der Ausstellung aus, betonte Domkapitular Norbert Jung, Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur, während der Eröffnung der Ausstellung. „Durch das ungewohnte In-Beziehungsetzen altehrwürdiger und moderner Kunstwerke entstehen ganz neue Zusammenhänge und Interpretationsspielräume.“ Ob und in welcher Weise dabei der Funke Gottes überspringe, dass sei jedem selbst überlassen.

Hochrangige Goldschmiedekunst und Kostbarkeiten aus Elfenbein treffen auf Kunstwerke aus zeitgenössischen Materialien wie Beton, Stahl, Foto-Papier oder Plastik: Julian Charrière schmilzt Computerschrott ein, Karsten Konrad verwendet Abfall aus Haushaltsauflösungen und von Schrottplätzen: Töpfe, Teile alter Möbel oder Kaufhaus-Vasen aus den 1960ern. Ernst Barlachs erste Modell-Skulptur für „Der Schwebende“, den Engel von Güstrow, gefertigt aus Gips und überzogen mit gelbem Lack, spricht mit dem goldfarbenen Ornat von Papst Clemens II. aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts.

Die Kuratoren der Ausstellung, der Berliner Alexander Ochs sowie der Kunsthistoriker und Leiter des Diözesanmuseums Holger Kempkens, unterziehen die gezeigten Werke dabei keiner theologischen oder kunsthistorischen Einordnung. Vielmehr entstehen Assoziationslinien und -räume zu Begriffen wie Berührung, Feier, Zeit, Gewalt und anderen Themen. In der Ausstellung würde sorgsam der autonome Charakter jedes einzelnen Kunstwerkes beachtet und gesehen, welches Gefühl es im Betrachter auslöse, so der Kuratur Alexander Ochs. „Wir sind sehr überzeugt, dass jedes gute Kunstwerk einen spirituellen Impetus in sich trägt, der sich dem Publikum mitteilt. Zwischen dem Christentum und der Kunst gab es einmal eine durchaus erotisch zu nennende Liebesgeschichte. Wir hoffen, mitzuhelfen, diese Liaison wieder zu beleben. Diesen nennen wir den Funken Gottes! Und so wird aus einer Schule des Sehens eine Schule des Fühlens.“

Zu sehen sind Arbeiten unter anderem von Marina Abramovic, Ai Weiwei, Ernst Barlach, Joseph Beuys, Wilhelm Lehmbruck, Via Lewandowsky, Markus Lüpertz, Marino Marini, Oliver Mark, Andy Warhol und Erwin Wortelkamp.

Bildnachweis: Dominik Schreiner

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