Museum für Franken startet neue Buchreihe

von frey (erschienen in Ausgabe 03/2020)

Präsentierten die beiden ersten Bände einer neuen Buchreihe des Museums für Franken (v.l.n.r.): Verlegerin Dr. Annette Nünnerich-Asmus, Fotograf Hans Jürgen Wiehr, Museumsleiterin Dr. Claudia Lichte und Museumsdirektor sowie Autor Prof. Dr. Erich Schneider.
Ein Museum ist nicht nur Anschauungsort für Geschichte, die Exponate dort erzählen auch Geschichten.

Das führt die neue Publikationsreihe des Museums für Franken in launiger Weise vor. Museumsdirektor Prof. Dr. Erich Schneider gelingt es hier, einen ungewöhnlichen Blick auf die schönen Objekte zu werfen, ohne die kunsthistorischen Aspekte zu vernachlässigen.

Im ersten Band erfährt der Leser Interessantes über die verschiedenen Arten von Möbeln, die verschlungenen Wege des Erwerbs und der Erhaltung, sogar über die Sammler der seltenen Stücke. So dienten die verborgenen Geheimfächer eines Schreibtisches aus dem 16. Jahrhundert als gutes Versteck, der Würzburger Ratstisch von Riemenschneider zeugt vom Selbstbewusstsein der Bürger gegenüber dem Landesherrn, eine Truhe war extra für Belege aus einer Almosenstiftung reserviert. Besser gestellte Leute besaßen eine bemalte Wiege. Aufwendige Schreibschränke, Kommoden oder Truhen leisteten sich nur Betuchte. Doch das kostete, und an der prunkvollen Gestaltung eines solch reich verzierten barocken Möbels ging der Würzburger Hofbildhauer Carl Maximilian Mattern beinahe bankrott. Aus seiner Werkstatt stammt auch ein herrlicher Sakristeischrank, der als Geschenk für Hitler vorgesehen war. Auch ein Nachtstuhl des Markgrafen von Ansbach und ein klassizistisches hölzernes Portal, dessen fehlende Hälfte für einen Kinofilm nach dem Krieg rekonstruiert wurde, sind solche Raritäten mit Geschichte(n).

Leider verbrannte beim Bombenangriff 1945 ein Großteil der Gemäldesammlung des Vorgängermuseums. Der Schwerpunkt des 2. Bandes liegt deshalb auf der Kunst des Barock und Rokoko. Natürlich werden auch frühe Werke der Gotik gezeigt wie das Martyrium des fränkischen „Nationalheiligen“ Kilian in drastischer Darstellung. Heiligenbilder sollten den katholischen Glauben bestärken, während Christus und die Samariterin am Brunnen von Lucas Cranach d.Ä. als eher „evangelisch“ gedeutet wird.

Ab der Barockzeit steht das Individuum im Mittelpunkt, sichtbar an der kostbaren Ausstattung eines kleinen Mädchens oder der selbstbewussten Pose eines jungen Fähnrichs oder eines Medizinprofessors. Als Erbauer von Befestigungen präsentiert sich Balthasar Neumann in der Rüstung eines Artilleriemajors und weist schon auf die Residenz hin. Das lässige Selbstbildnis des Malers Georg Anton Urlaub lässt auf einen gewissen Stolz schließen. Fürstbischof von Greiffenclau, förmlich in einem Paradeporträt, hatte Tiepolo und seine Söhne nach Würzburg geholt, und im Winter malten sie auch Ölbilder, so etwa das Bildnis des alten Hofbildhauers Jakob von der Auwera. Einblicke ins Privatleben gewähren etwa das Porträt des jungen Erthal als chicer Dandy, das Spiel der kleinen Schwestern Erthal mit ihrem Hündchen oder die bürgerlichen Schwestern Uhl am Klavier. Viele heute unverdient vergessene Künstler wirkten in Unterfranken. „Romantische“ Bilder vom Main oder vom Marktplatz beschwören eine längst vergangene Zeit.

Bildnachweis: Sarah Merabet

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