Edwin Kaiser erhielt den Kunstpreis der Stadt Marktheidenfeld 2012

von Reiner Jünger (erschienen in Ausgabe 02/2013)

Mit seinem Bild „Einwortgedicht Nr. 5 - Tja” (2011/2012) konnte Edwin Kaiser die Wettbewerbsjury für sich begeistern.Völlig überrascht, aber hocherfreut habe er zur Kenntnis genommen, dass er den Kunstpreis 2012 der Stadt Marktheidenfeld erhält, sagt Edwin Kaiser bei einem Gespräch mit Leporello über seine Arbeit und seinen künstlerischen Werdegang.

Bei dem im Wettbewerb gezeigten Bild - es handelt sich um eine Arbeit aus dem fünfteiligen Zyklus „Einwortgedichte“ - muss man von einer Metamorphose ausgehen, die Edwin Kaiser nach seiner großen Ausstellung „Schrei“ in der BBK Galerie in Würzburg (2009) durchgemacht hat.

Diese Ausstellung habe ihn so ausgelaugt und der öffentliche Nachhall ihn so enttäuscht, dass er über einen sehr langen Zeitraum künstlerisch beinahe gelähmt gewesen sei.

„Der Schrei“, ein Aufschrei gegen Ungerechtigkeit und technischen Überdruss, habe dem Würzburger Publikum viel zugemutet, sagt er im Nachhinein.

Die Selbstzweifel hätten ihn beinahe um den Verstand gebracht, bis er endlich das ewige „Warum?“ geistesgegenwärtig in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte und völlig verwandelt, diese „Kopfgeburt“ ins Bild setzte.

Das erste Bild malte sich in einer Art exstatischer Anwandlung wie „von selbst“, blickt er zurück. Herausgekommen ist dabei ein Bild, monochrom schattiert, ruhig in der Bildaussage, beinahe schwebend. Mit Anspielungen, Wortkombinationen, ein Bild, das sich über Farbe definiert, das mit „lyrischer Malerei“ am besten beschrieben ist.

Beim genaueren Hinsehen erkennt man hinter den Buchstaben die Anfangslettern von großen Unternehmen, die bisher nicht durch Nachhaltigkeit und Humanität aufgefallen sind. Beiläufig sind Wortzettel aus seiner Sammlung ins Bild gesetzt, auf denen er seine kompromisslose Kritik an den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen äußert.

Hervorragend, wie Farbe die Radikalität von Worten dämpft und ein Gleichgewicht herstellt. Ein verdient vergebener Preis. Es ist sehr schade, dass Edwin Kaiser seine Potentiale bisher nicht besser nutzen konnte.

Lange hat eine Künstlerpersönlichkeit, die Bescheidenheit und Kompromisslosigkeit an sich selbst übt, auf diese Anerkennung gewartet.

Bildnachweis: Stadt Marktheidenfeld

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