und ist verspielt - 18 unterfränkische Museen laden zum Perspektivwechsel

von sch (erschienen in Ausgabe 7/2021)

Auch in diesem Sommer gibt es in der unterfränkischen Kulturlandschaft wieder einen erfrischenden Perspektivwechsel: Zum elften Mal tauschen mittlerweile 18 Museen untereinander ihre Kunst. In diesem Jahr dreht sich bei den „Fremdgängern“ alles um das Thema Spiel. Mit dabei ist deshalb unter anderem historisches Spielzeug aus verschiedenen Epochen, wie etwa steinerne Murmeln und Kugeln aus einem Latrinenfund aus der Zeit um 1400 aus den Museen Miltenberg oder aber ein selbst gebasteltes Kartenspiel aus Stopfgarnpappen, entstanden direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, aus dem Fränkischen Freilandmuseum Fladungen.

Lebendiges Netzwerk

Andere Objekte zeichnen sich durch eine fröhlich verspielte Gestaltung aus, so beispielsweise die kunterbunten Malereien des Künstlers KRAM, auch bekannt als Karl-Heinz Kramhöller, aus dem Museum am Dom Würzburg, oder ein Set historischer Trachtenaccessoires aus dem Museum in der Barockscheune Volkach.

Auch Darstellungen historischer Spiele sind vertreten, ein Relief aus der Sammlung des Knauf-Museums Iphofen zeigt den bei den antiken Griechen sehr beliebten Tierkampf. Eine faszinierende Symbiose von Kunst und Spiel schuf wiederum der aus der Rhön stammende Bildhauer Richard Mühlemeier, dessen einer Landschaft nachempfundener Schachtisch sich von der Kunsthalle Schweinfurt aus auf den Weg macht.

Der Tausch der Objekte verläuft nicht starr bilateral, sondern er spinnt seine Fäden quer durch den Bezirk Unterfranken. Das gewährt nicht nur neue Blicke auf Ausstellung und Kunst, sondern kreiert auch ein heterogenes, lebendiges Netzwerk, von dem Besucher und Kulturschaffende vor Ort profitieren. Wenn sich die Objekte in fremdem und regionalem Umfeld in eine andere Ausstellungskomposition einfügen, geht es häufig harmonisch zu, oft aber kommt es auch ganz bewusst zu Irritationen.

Das erste Mal machte sich 2011 Kunst aus vier Museen auf die Reise. Seither ist das Netzwerk beständig gewachsen. In den folgenden Jahren wuchs das Projekt und die beteiligten Museen sind über gesamt Unterfranken verteilt. Ihre Mitmachbereitschaft beruht nicht auf ihrer Größe, ihrer Bedeutung und ihren Sammlungsschwerpunkten, sondern ausschließlich auf die Originalität des jeweiligen Tauschobjektes. Ebenfalls von Anfang an dabei ist als wichtiger Unterstützer der Bezirk Unterfranken. Das Projekt ist in Bayern einzigartig und hat somit ein Alleinstellungsmerkmal gefunden.

Nach dem ersten Jahr widmete man sich einem Thema, 2012 etwa drehte sich alles um „Balthasar Neumanns 325. Geburtstag“ oder 2014 feierten die Fremdgänger das Jubiläum „200 Jahre Unterfranken bei Bayern 1814-2014“. Ab 2015 suchte man sich ein Motto, um auch in der Auswahl der „Fremdgänger“ einen klaren roten Faden zu haben. 2015 gingen sie deshalb beispielsweise unter die Haut, 2018 sahen sie rot und 2020 bekannten die Fremdgänger Farbe.

Begleitend dazu erscheint seit 2015 auch eine kostenlose Broschüre. Zudem wurde das Netzwerk auch in den digitalen Raum erweitert: Unter dem #KunstGehtFremd verbinden sich anhand der Fremdgänger die Besucher nicht nur mit den Museen, sondern auch untereinander entstehen so für alle neue Verbindungen.

Verbindungen folgen

Die teilnehmenden Museen laden ein, auf Wanderschaft zu gehen und den Verbindungen zu folgen. Wenn Kunst fremdgeht, hat sie seit jeher auch ein Begleitprogramm im Gepäck. Darin vermitteln Experten in Führungen oder Vorträgen ihr Wissen über das „fremde“ Objekt. Die diesjährigen Termine finden sich rechts an der Randspalte.

Am diesjährigen Tausch betei­ligt sind: Museen Schloss Aschach, Museum jüdischer Geschichte und Kultur Aschaffenburg, Museum Obere Saline Bad Kissingen, Heimatmuseum Ebern, Museum Terra Triassica Euerdorf, Fränkisches Freilandmuseum Fladungen, Museum Johanniskapelle Gerolzhofen, Knauf-Museum Iphofen, Deutsches Fastnachtmuseum Kitzingen, Spessartmuseum Lohr, Kreisgalerie Mellrichstadt, Museum Stadt Miltenberg, Kunsthalle Schweinfurt, Jüdisches Kulturmuseum und Synagoge Veitshöchheim, Museum Barockscheune Volkach, Museum am Dom Würzburg, Museum für Franken Würzburg und Museum im Kulturspeicher Würzburg.

 

 

Bildnachweis: Anne Genkel

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