Museum am Dom zeigt Altar mit Arbeiten von Riemenschneider und Stoss

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 02/2020)

Blick in die Ausstellung, in der Arbeiten von Tilman Riemenschneider auf Gemälde von Veit Stoss treffen.
Eine seltene Gelegenheit, zwei Werke hoch berühmter Bildhauer des Mittelalters auf Augenhöhe zu betrachten, bietet das Würzburger Museum am Dom. Grund dafür ist die Restaurierung der farbigen Glasfenster in der Pfarrkirche zu Münnerstadt. Wegen der Arbeiten musste der Hochaltar mit den Skulpturen und Reliefs von Riemenschneider und den Gemälden von Veit Stoss auf den Außenflügeln abgebaut werden.

Tilman Riemenschneider erhielt 1490 vom Rat der Stadt Münnerstadt den Auftrag, eine „Tafel auf dem Hohen Altar“ zu fertigen, 1492 lieferte er das so genannte Flügelretabel. Für die Bemalung der Außentafeln verpflichtete der Stadtrat 1504 den Nürnberger Bildhauer Veit Stoss. Sie zeigen Szenen aus der Kilianslegende, die einzigen von Veit Stoss erhaltenen Gemälde. Riemenschneiders Bildprogramm ist wegen des veränderten Zeitgeschmacks teilweise nicht mehr original erhalten bzw. auf mehrere Museums-Orte verteilt. Fehlendes wurde ab 1980 von Bildhauer Lothar Bühner als Kopie nachgeschnitzt. Die in einen lockigen Pelz eingehüllte Hl. Magdalena kann man nur in München bewundern.

In Würzburg, in der farblich akzentuierten Mitte des Museums, kann man aus nächster Nähe originale Figuren aus dem Retabel bestaunen. Dominierend sind die Skulpturen des Hl. Kilian, des Patrons von Franken, und der Hl. Elisabeth von Thüringen, Patronin des Deutschen Ordens, dargestellt als verheiratete Frau, anmutig in Körperhaltung und verinnerlichtem Gesichtsausdruck; ein Bettler mit Krücke zu ihren Füßen dient als Hinweis auf ihre Mildtätigkeit. Kilian, ein Greis mit gestrengen Gesichtszügen, erscheint als Bischof mit Krummstab und Herzogsschwert. Dass die Figuren von Gottvater mit dem toten Christus auf dem Schoß und die beiden Johannes einst oben im Altar angebracht waren, erkennt man an den Proportionen; außerdem sieht man, dass die vollplastischen Bildnisse innen hohl waren, der Stabilität wegen. Allen den holzsichtigen, also nur lasierten Skulpturen sind eine ausdrucksvolle Mimik und feine Hände sowie eine stofflich aufgefasste Ausformung der Gewandfalten zu eigen.

Ähnlich bei den Reliefs der Altarflügel, Szenen frommer Begegnung und innerlicher Bewegung. Die vier Gemälde des Veit Stoss zeigen die Kilianslegende mit dem Martyrium des Heiligen und der Bestrafung der Mörder, alles auf recht gedrängtem Raum dargestellt, sich dramatisch und drastisch steigernd. Bis 30.8.

 

Bildnachweis: Rahel Ohlberg

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