Kunstverein Würzburg feierte sein 30jähriges Bestehen

von Reiner Jünger (erschienen in Ausgabe 10/2019)

Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein zeigt der Kunstverein Würzburg auf seiner Arte Noah moderne, zeitgenössische Kunst.Anlässlich des 30jährigen Bestehens des Kunstvereins Würzburg wurde die hinter dem Museum im Kulturspeicher ankernde „Arte Noah“ zwar nicht über die „Toppen geflaggt“, aber mit einer sehr schönen Ausstellung geehrt.

Der Ausstellungstitel, „Mäander“, den die Künstlerin Martina Geist für ihre Arbeiten gewählt hat, passte gut zu diesem „maritimen Ausstellungsort“, der auch als Museumsschiff wahrgenommen und inzwischen als eine touristische Sehenswürdigkeit Würzburgs gilt. Bis 1992 fuhr die „Arte Noah“ als MS „Iris“ im Rheinstromgebiet und sicherte mit ihren 250 Ladetonnen mehreren Schiffergenerationen ein karges Leben an Bord.

1989 wurde der Kunstverein Würzburg zunächst mit dem Titel: „Würzburger Gesellschaft für Neue Kunst“ ins Vereinsregister eingetragen. Zu den unbestrittenen Verdiensten ihres ersten Vorsitzenden Wolfgang Hülsen gehört die visionäre Idee, ein kleines Frachtschiff als Galerie einzurichten.
Dem aktiven Vereinsleben des Kunstvereins und seinen Vorsitzenden ist zu verdanken, dass der Verein und die Arte Noah bisher alle „Wetterlagen“ überstanden haben. Die Herausforderungen waren oft überbordend, von streitigen Liegeplätzen bis zu einer Leckage des Schiffes und den wiederkehrenden Anforderungen, die Schiffsklasse zu erneuern, um das Schiff fahrtüchtig zu erhalten, gehören eher zu den pragmatischen Anforderungen der „Schiffsführung“. Die künstlerischen Herausforderungen wurden in den drei Jahrzehnten ebenfalls bravourös gemeistert. Herausragende Ausstellungen, berühmte Künstler sowie die Förderung junger Talente kann sich der Verein, der unbestritten zu einer großen Bereicherung des Würzburger Kulturlebens beiträgt, auf seine Fahnen schreiben. Das Interesse für moderne, zeitgenössische Kunst zu erhalten und bei jungen Menschen zu wecken, gehört zu den grundsätzlichen Aufgaben, die sich der Verein gestellt hat.

Besucher der am 26. September zu Ende gegangenen Ausstellung von Martina Geist werden vielleicht den Eindruck gehabt haben, dass ein durch die Bullaugen wehender Wind die Zweige und Blätter auf den Bildern und Vorhängen aufgewirbelt hat, so leicht und transparent wirkten die ausgestellten Arbeiten auf den ersten Blick. Mit handfesten Schnitten, konturiert und konstruiert die Künstlerin Linien und Figuren in den hölzernen Bildträger. Zu ihren bevorzugten Sujets gehören weit in die Bildebene ragende Zweige mit ausgreifendem Blattwerk und Fruchtkörpern, die die graphisch eingeteilte Bildfläche ausbalancieren.
 
Maritime Motive

Zum Abschluss der Ausstellungssaison zeigt Tanja Fender noch bis 6. November „Maritime Motive“. Von dem ungewöhnlichen Ausstellungsort des Schiffs angeregt, hat sie sich „Gewässer – Wasser, Fluss und Meer“ zum Thema genommen. „Das Wasser bietet die passende Projektionsfläche für die Beschreibung des Zustands der Umwelt und der menschlichen Seele. Wenn Menschen voller Sehnsucht auf Flüsse und auf das Meer blicken, wünschen sie sich eine Reise in die Ferne oder ins unbekannte Gewässer. Gleichzeitig streben sie nach einem sicheren Hafen und der Kontrolle über ihr Leben und ihre Umwelt. In der Ausstellung zeige ich Skulpturen und Arbeiten auf Papier“, beschreibt die Künstlerin ihre Arbeit.

Die Ausstellung ist donnerstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr zu sehen.

Bildnachweis: Jörg Nellen

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