Zu Besuch bei dem Bildhauer Konrad Franz in Hausen

von Reiner Jünger

Ein gleichmäßig dumpfer Ton hallt durch die alte Dorfkirche von Hausen, wenn der Bildhauer Konrad Franz mit rhythmischen Axtschlägen Span um Span aus dem Holzstamm schlägt, bis eine durch das Werkzeug gewonnene formale Form mit einer rhythmisierten Oberfläche sichtbar wird. Bei der Arbeit entsteht eine Wechselwirkung zwischen der Kraft und Kreativität des Bildhauers und dem organisch gewachsenen Stamm mit seiner Farbe, Maserung und inneren Spannung. Diese Polarität muss sich im Gleichgewicht halten und von der Figur getragen werden. Schließlich muss die Proportion, die Größe und sogar die Figur in dem Holz enthalten sein, kommentiert Konrad Franz sein Vorgehen. Der Bildhauer liebt den Takt und die Gleichmäßigkeit, die das Werkzeug auf der Oberfläche hinterlässt und der Figur Aussehen und Aura geben. Der Mythos des Lebens spielt in den Arbeiten von Konrad Franz eine zentrale Rolle. Seine hohen Stelen – die sich aus seiner Liebe zur Monumentalität und aus seinem Naturverständnis ergeben – wirken wie Schatten, die vom Licht auf die Erde geworfen werden. Es sind Figuren, die sich wie flüchtige, vorübergehende Erscheinungen, interpretieren und assoziieren lassen. Es zeigt den Menschen in seiner Größe und Gebrechlichkeit, wie er über die Natur hinauswächst und doch von ihr abhängig bleibt. Es sind sehr tiefsinnige Arbeiten, die den Betrachter zu einer Auseinandersetzung herausfordern. Holz ist für den in Keilberg bei Aschaffenburg geborenen der gemäße Werkstoff. über das Holz der im Spessart gewachsenen Eichen findet er zur menschlichen Natur. Von großer Würde und innerer Ruhe sind seine sakralen Arbeiten, die ihren abstrakten Ausdruck durch eine wuchtige Kontur erhalten, die von dem abstrahierten Detail aufgefangen wird und so zu einem inneren Ausgleich findet.

Konrad Franz liebt die indirekte Aussage, das Spiel mit Formen und Assoziationen. In der Arbeit „Verwaltung“ setzt er Aktenordner als Metaphern für Menschen ein. Eine Arbeit, in die man von vielen Seiten einsteigen und zu assoziierenden Ergebnissen kommen kann. Gern würde er seine hölzernen, mit Griffloch versehenen Aktenordner in einer Behörde aufgestellt sehen. Aber Konrad Franz ist auch witzig und schlagfertig. In dem Zyklus „Herberts“ umwickelt und bekleidet er seine Figuren und gibt den menschlichen Fehlern und Schwächen seiner Protagonisten einen größeren Raum. Ein kleines Format wählt er in der Serie „Senatoren“ – Figuren, die in Haltung und Würde die Aura von Mächtigen andeuten. Eine Serie, die es auch im Bronzeguss gibt. Auf dem gegossenen Metall wirkt die Oberfläche wie grober Marmor. Auf der Empore der Alten Dorfkirche lagern und ruhen Arbeiten aus vergangenen Gestaltungsepochen. Es sind Arbeiten, die er zum Teil verwirft, zu denen er zurückkehrt, die seine Entwicklung markieren. An diesen Arbeiten kann man auch die harte Arbeit und den schweren Weg und die innere Auseinandersetzung erkennen bis der Künstler seine Leichtigkeit und Souveränität gefunden hat. Unter der Empore findet man neuere Arbeiten: Wuchtige Köpfe, die ein fernes evolutionäres Ziel markieren, aber auch an längst untergegangene Kulturen und Gottheiten erinnern. Die Struktur der Oberfläche ist gleichmäßiger bearbeitet. Spannung erhalten diese Arbeiten durch heftige, die Oberfläche aufbrechende Schnitte mit der Kettensäge.

INFO: Konrad Franz ist auch ein guter Kulturvermittler. Einmal im Jahr führt er mit jungen Schülern ein vom Landkreis gefördertes Schulprojekt durch, bei dem auch behinderte Kinder den kreativen Umgang mit Holz erfahren können.

Das Bildhaueratelier ist sonntags von 10-13 Uhr geöffnet.

Konrad Franz - Alte Dorfkirche, 63840 Hausen, 06022/709182 - www.konrad-franz-bildhauer.de

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