Erich Schneider, Gründungsdirektor eines Museums für Franken, spricht über erste Ideen

von Michaela Schneider (erschienen in Ausgabe 6/2016)

Dr. Erich Schneider, Gründungsdirektor des neuen Museums für Franken, und sein Team sinnieren über eine attraktive Präsentation der Objekte.Seit Januar 2016 ist er im Amt: Erich Schneider, Gründungsdirektor eines Museums für Franken in Würzburg.

„Das ist eine der reizvollsten Aufgaben, die zur Zeit zu vergeben sind“, sagt der 61-Jährige. Sie mache ihm Freude, er fühle sich herausgefordert.

Bis 2025 will der Freistaat Bayern insgesamt 100 Millionen Euro in die Sanierung der Festung Marienberg und die Umgestaltung des bisherigen Mainfränkischen Museums in ein Landesmuseum investieren.

Als eine der größten Herausforderungen betrachtet Schneider zunächst einmal die Einbettung des künftigen Museums ins historische Gebäude, entwickelt mit dem Museumsteam erste Ideen – inklusive einer zeitgemäßen Präsentation der Museumsbestände.

„Es gibt Besucher, die durchs Museum gehen und keine Erklärungen brauchen, weil ihnen die Objekte selbst ihre Geschichten erzählen“, sagt der Gründungsdirektor.

Doch gehe es künftig darum, ein viel breiteres Publikum anzusprechen. Schneider könne sich etwa einen Stadtsaal mit einem Modell des 16. März vorstellen in einem Raum mit Nazifahnen, Bildern der Luftaufklärung, Kriegsgeräusch.

Der Besucher würde eintauchen in ein völlig verstörendes Szenario – und durch modernste Technik beim Blick aus dem Fenster auf die brennende Stadt Würzburg blicken.

Nicht emotional, sondern mit hochästhetischer Präsentation indes könnten die Besucher in Riemenschneiders Zeitalter eingeführt werden.

Schneider stellt sich hier einen zweigeschossigen Raum vor, der unterschiedliche Blickwinkel auf die Skulpturen eröffnet, will das Auge der Besucher schulen. Und auch die barocke Kultur würde der 61-Jährige gerne über zwei Ebenen präsentieren.

Angedacht ist nach aktuellem Stand ein chronologischer Rundgang durchs Haus, der unterschiedliche Seherlebnisse – mal emotional, mal ästhetisch – ermöglicht.

Enden soll der zeitgeschichtliche Rundgang dabei nicht in der Vergangenheit. Schneider denkt auch an einen Saal, in dem es um fränkische Zukunftsthemen gehen wird.

Umfassende Neuankäufe plant der Gründungsdirektor übrigens nicht, auch wenn die Sammlungsbestände des Mainfränkischen Museums, wie schon der Name impliziert, längst nicht ganz Franken abbilden, und ein Historikerteam derzeit überhaupt erst der Frage nachspürt: Was genau ist das eigentlich: Franken?

Schneider denkt über ein Format mit dem Arbeitstitel „Gastspiele“ nach, das heißt über Leihgaben in begrenzter Zeit mit begrenztem Umfang.

Und auch an das heikle Thema Säkularisationsgut will er sich ein Stück weit wagen, erwähnt das Fränkische Herzogsschwert der einstigen Würzburger Fürstbischöfe, das heute in der Schatzkammer der Münchner Residenz liegt.

Das besondere Augenmerk würde Schneider gerne auch auf Museumsschätze richten, die fürs Publikum bis dato verborgen blieben, zum Beispiel die so genannte Sammlung Eckert – eine Plansammlung aus dem Nachlass Balthasar Neumanns.

Um sie dauerhaft auszustellen, sind die Architekturzeichnungen viel zu empfindlich und müssen auch künftig im Depot liegen.

Schneider könnte sich aber vorstellen, eine Architektur virtuell entstehen zu lassen, die der Museumsbesucher selbst begehen kann. „Das Objekt bleibt das Maß aller Dinge.

Die Frage ist: Wie kann man das Objekt dem Besucher attraktiv näher bringen“, sagt der 61-Jährige.

Bildnachweis: Michaela Schneider

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