Stadt Würzburg ehrt Dr. Jürgen Lenssen mit Kulturpreis

von Petra Jendryssek (erschienen in Ausgabe 12/2009)

Die Kartause in Astheim, das Karthäusermuseum Tückelhausen, der Domschatz und das Museum am Dom in Würzburg, die Museen Schloss Oberschwappach und Johanniterkirche in Gerolzhofen sowie das Pilger- und Wallfahrtsmuseum in Dettelbach, die vielen umgestalteten Kirchen in und um Würzburg gar nicht eigens erwähnt: Er hat vielfältige markante Spuren in Unterfranken hinterlassen. Hierfür, vor allem aber für seine innovative Museumskonzeption und sein Kräfte bündelndes Talent hat die Stadt Würzburg Dr. Jürgen Lenssen, Kulturreferent und Leiter des Bau- und Kunstwesens der Diözese, im vergangenen Dezember den Kulturpreis der Stadt verliehen. Damit wurde ein Werk gewürdigt, das schon in Kindheitstagen seinen Anfang nahm.

In seiner Person verbindet sich Kunst und Theologie: Dr. Jürgen Lenssen.Durch die Tätigkeit seines Vaters als Textilingenieur früh von Farben und Stoffen fasziniert, hat Dr. Jürgen Lenssen seine Liebe zur Kunst entdeckt und gefördert durch elterliche Interessen stetig gepflegt. Hin- und hergerissen zwischen Kunst und Theologie, wählte er letztere als Studienfach. Sie koppelte er aber immer wieder mit der Kunst, vor allem, wenn er der Meinung war und heute noch ist, dass sie für das Nichtsichtbare eine Sprache finde, die der Theologe so nicht spreche könne. Und so verbindet sich die Theologie in seiner Person in idealerweise mit der Kunst, die für ihn die größtmögliche Teilhabe am Schöpferischen überhaupt sei und damit dem Schöpfungsakt Gottes sehr nahe komme. Sie führe zum Verständnis und helfe die Menschen für eine Dimension jenseits von Raum und Zeit zu öffnen, deute ihnen die Welt. Jenes Wissen über das Greifbare hinaus verbinde Kirche und Kunst.

Rückblickend auf die Entwicklung seines außergewöhnlichen Konzeptes eines Diözesanmuseums, das sich auf unterschiedliche Orte verteilt, die für sich einem eigenen Deutungskonzept unterliegen, findet Lenssen es auch heute noch wichtig, die Sehgewohnheiten der Menschen zu verändern, sie aufzubrechen, um die Betrachter für Neues zu sensibilisieren. Durch die Gegenüberstellung von alter und moderner Kunst im Museum am Dom ist ihm dies auf herausragende Weise gelungen. Im spannenden Miteinander und Gegenüber von Werken unterschiedlicher Jahrhunderte und Stile zielt das Konzept darauf ab, das Gemeinsame und Vergleichende ihrer Aussagen zu entdecken. Diesem Prinzip folgt auch das am 2. Juli 2011 eröffnende neue Museum der Diözese in Miltenberg auf der Mildenburg. Hier werden sich in 14 Räumen Ikonen und zeitgenössische Kunst gegenseitig erhellen. Jene Wirkung der Blickweitung verspricht sich der Preisträger auch von seinem im Februar 2010 startenden Projekt, das den zugegebenermaßen düsteren Titel “Endspiel - Würzburger Apokalypse 2010” trägt. Auch hier will Kunst auf vielfältige Weise Horizont erweiternd wirken, indem sie hilft die eigene Lebenswirklichkeit zu deuten.

 

Bildnachweis: Turek

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