Ateliergespräch mit dem Silberschmied Burkhard Schürmann

von Reiner Jünger

Der Designer Burkhard Schürmann liebt das Detail.Zum Edelmetall zog es den Westfalen Burkhard Schürmann schon in jungen Jahren. So war es geradezu ein Glücksfall, dass er im Jahre 1966 ins Kloster Münsterschwarzach - bei Kitzingen - als Lehrling "aufgenommen wurde", um bei Bruder Adelmar – einem damals weit über die Region hinaus bekannten Meister - die Goldschmiedekunst zu erlernen. Dass er hier sein Element gefunden hatte, erfuhr der angehende Gold- und Silberschmied durch allseitige Anerkennung.

Mit seinem Gesellenstück – einem Silberbecher - wurde er 1969 zum Bundessieger der Silberschmiede gekürt. Das sich anschließende Studium im Fach Schmuck - und Gebrauchsdesign an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, bei Prof. Erhard Hössle, beendete er mit dem Diplom.

Burkhard Schürmann liebt das Detail, das Puzzle, die Verrätselung. Auf der Suche nach neuen Formen fasziniert er mit logischen Prinzipien und begeistert mit konsequent durchdachten Schmuckideen. In seinen Arbeiten findet man Strenge und Leichtigkeit, Witz und Charme. Kühne Variationen entwickelt er aus den geometrischen Grundformen. Ringe und Gehänge aus Quadraten und Rechtecken bestechen durch ihren extravaganten Ausdruck. Grundsätzlich geht es ihm bei seiner Arbeit um die ultimative Gestaltung, die sich durch auffällige Leichtigkeit und Schlichtheit einprägt. Die Lang-Kurz-Zeichen des Morsealphabetes brachten ihn auf die zündende Idee, Anfangsbuchstaben und Worte, in knappe, eindrucksvolle Codes zu verwandeln. Damit hat der Meister eine geradezu unerschöpfliche Ideenmaschine erfunden. Mit Hilfe dieser Kurz-Lang-oder Hell-Dunkel-Codes gelingt es ihm, geheime Botschaften zwischen Liebenden oder Glücksempfindungen auf kleinste Flächen und Miniaturen zu übertragen.

Symmetrische Assoziationen in Blattgold auf bleigrauem Grund versetzen abstrahierende Sinnesebenen in Schwingungen. Zu einer Ikone gerät ihm das klappbare Triptychon "Guggenheim Altar", das die Codierungen Max Ernst, Arp, Pollok und Calder trägt. Im Streben nach Klarheit und Einfachheit hat er die Kreuzwegstationen – bestehend aus einem Wort der dazugehörenden Nummer - nach „seinem Schema chiffriert“. Das Ergebnis überrascht durch eine „imaginäre Stille“ und durch die radikale Reduktion.

Groteske Züge

Seinen feinsinnigen Humor lässt Burkhard Schürmann an den karikativ wirkenden Gesichtern durchscheinen: kühn gebogener Silberdraht mit grotesken Charakterzügen. Ein Thema, das er vielfach variiert und ins kleine und große Format überträgt. Bei einer Wiederbegegnung mit der Innenarchitektin und Textilgestalterin Doris Lauterbach verabredeten beide, ihren künstlerischen Werdegang anhand von wenigen, exemplarischen Einzelstücken in einer gemeinsamen Ausstellung zu zeigen. Das transparent Stoffliche der Textilgestalterin bildet hier einen edlen Kontrast zu den metallisch dichten Objekten des Schmuckgestalters.

Bildnachweis: Jünger

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