Frédéric d’Ard versteht es die Schwere des Steins aufzulösen

von Reiner Jünger

Die Arbeiten Frédéric d’Ards zeigen die „Kraft und die Stärke“ des inzwischen 70 jährigen Bildhauers, der seine Leidenschaften und künstlerische Ambitionen dem Marmor „verschrieben“ hat. Seine Arbeiten sind von bewegender Ausstrahlung und bewundernswerter Ausdruckskraft. Gegenständliche Objekte wechseln sich ab mit abstrahierten Formen von beeindruckender Leichtigkeit.

Eine schwarze, polierte Marmorskulptur, eine stilisierte weibliche Urform, erhebt sich aus einer Rundung und verjüngt sich S-förmig. Wie ein breites Band erhebt sich der Marmor - in einer Serie von Stelen - in einer Wellenlinie, aus dem Sockel, streckt und windet sich edel und filigran, teilt sich in der einen oder dreht sich in der anderen Stele und läuft aus in einer Rundung oder einer abrupten Wendung. Mit diesen Objekten löst der Bildhauer die Schwere des Steines vollständig in einer emporstrebenden Bewegung auf.

D´Ards Skulpturen wirken leicht und erhaben wie Figuren in einem Ballett oder vom Wind bewegte Flaggenstoffe. Eine Vollendung in Harmonie und Eleganz. Alle Arbeiten zeugen von der „Liebe und Anbetung“ des Weiblichen. Wie Göttinnen wirken die liegenden voluminösen Torsos der „austragenden“ Frauenkörper. In der spanischen Tänzerin, einem Torso aus Carrara Marmor, kann man den Schwung und das Temperament einer Flamenco Tänzerin nachspüren. Wie ein bewusst gesetzter Schönheitsfleck tritt die Maserung auf dem anmutig geneigten „Frauenkörper in edler Proportion“, aus dem Stein hervor. Die stärkere Proportion des Torsos „Mamma“ nimmt die lebhafte Marmorierung des „Rosso die Verona“, einem stark geäderten ockerfarbenen Stein mühelos auf.

Frédéric d’Ard versteht es dem Stein immer wieder neue und kühne Formen zu entlocken. „Ich bin nicht Brancusi und ich bin nicht Rodin, aber ich kenne meinen Stellenwert“, sagt der charmante Künstler mit dem Aussehen eines Bohemien. Frédéric d’Ard gehört zu den klassischen Bildhauern in der Region, der sein Handwerk in einer soliden Ausbildung in Bukarest erfahren hat und diese Kunst in mehr als vier Jahrzehnten zu veredeln verstanden hat. Das Befühlen und Beklopfen des Steines das Erspüren der feinen Äderung, das Ertasten der „Lebenslinien des Marmors“ lässt bei dem Skulpteur, wie er sich auch gerne nennt, die spätere Form erahnen. Der Meister versteht es seine Visionen und Phantasien auf das „Gestein aus Carrara“ zu übertragen.

Die leichte und beschwingte Atmosphäre klassischer Musik umgebe ihn in seinem Atelier, sagt Frédéric d’Ard im Gespräch, auch tanze er bei der Arbeit. Diese so leicht parlierten Worte, geben einen versteckten Hinweis auf die beschwingte Anmut seiner „Schöpfungen“, es ist die Musikalität und Leichtigkeit die sich durch den Künstler auf den Stein überträgt und das Zusammenspiel des Steines, seiner Maserung, der Proportion, dem Schwung, der anmutigen Silhouette zu einem Meisterwerk erhebt.

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