Philipp Hennevogl erhielt den Kulturförderpreis der Stadt Würzburg 2009

von Eva- Suzanne Bayer

Der Technik oder der Natur abgeschaute Strukturen bestimmen das Werk von Philipp Hennevogl.Einige seiner neuen Linolschnitte sind so groß wie die Wand einer bescheidenen Studentenbude, nämlich 220 zu 90 Zentimeter. Bei einigen kann man auf den ersten Blick gar nicht erkennen, ob ihnen mit ihrer strengen Struktur ein reales oder ein abstraktes Motiv zu Grunde liegt. Der letztjährige Kulturförderpreisträger der Stadt Würzburg, Philipp Hennevogl (geboren 1968 in Würzburg) und Stadtdrucker Mainz 2010-11, fordert sich und den Betrachter gerne mit Rätselbildern zwischen Linie, Fläche und Räumlichkeit.

Schon mit dreizehn Jahren interessierte sich Hennevogl für Kunst und beschäftigte sich mit dem Hochdruck, den vor allem die „Brücke“- Künstler mit so viel Tempo und Energie aufgeladen hatten. Als Kunststudent in Kassel arbeitete er noch hauptsächlich abstrakt, bis er bei zwei Auslandssemestern in Madrid im Prado dem Zauber des Realen und der Alten Meister verfiel. Wieder zurück in Kassel konzentrierte er sich zuerst auf recht karge, flächige Porträts. Doch das Malen schien ihm zu leicht und unexakt. Er verlegte sich auf den Linolschnitt als „ direkterer Technik“ („Man kann nichts ausbessern“, sagt er), die ihn herausforderte und trotzdem weniger Widerstand bot als die Holzschnitttechnik.

Fotos ersetzen ihm die Skizzen. Er überträgt Laserkopien eigener Fotografien in Zeichnungen auf die Linolplatte, denn das wirkt „beim Schneiden lebendiger und brüchiger“. Auch die großen Formate vervielfältigt er in winzigen Auflagen von nur fünf Stück im Handabzug, denn „die Nuancen, auch die kleinen Imperfektionen, sind das Reizvolle daran.“ Zu den Stilleben, Stadtansichten und den Personen, die er gerne vor lebhaft gemusterten Tapeten-Vorlagen, der er in Musterornamentbüchern findet, - posiert und damit die Flächigkeit des Blattes intensiviert, kommen in letzter Zeit verstärkt Gerüste, Baumstämme oder Strukturen. Einmal in einer distanzierten Gesamtschau, dann wieder in einem wie hinein gezoomten Detail.

Seit 13 Jahren lebt Hennevogl in Berlin. In Würzburg, wo man ihm am 10. Dezember vergangenen Jahres den Kulturförderpreis überreichte, war er bereits mit zwei Einzelausstellungen präsent: 2007 in der IHK und 2008 in der Galerie Gabriele Müller. Im Rahmen der Triennale für zeitgenössische Kunst in Schweinfurt war Hennevogl bis vor kurzem mit vier seiner Arbeiten vertreten. Auf der Art Karlsruhe, die vom 4. bis 7. März zu sehen sein ist, wird ihm eine Einzelausstellung gewidmet.

Bildnachweis: Fotos Hennevogl

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