Ateliergespräch mit dem Bildhauer Christoph Jakob

von Reiner Jünger

Der Bildhauer Christoph Jakob erhielt den Katalogpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Drei große Basalt-Findlinge vor dem modernen Bürogebäude einer weltweit auftretenden Firma in Unterthingau, im Allgäu, gliedern den Übergang von der wuchtigen Architektur zur Umgebung zur Landschaft des Voralpenraumes. Kalkulierter Zufall und strenge Geometrie bilden eine Polarität im Werk Christoph Jakobs, dessen Arbeiten im Rahmen der Ausstellung „Stumme Zeugen“ noch bis 27. Januar in der BBK Galerie im Würzburger Kulturspeicher zu sehen sind. Lineare Schnitte und Aussparungen geben den Blick auf Struktur und Farbe des Gesteins frei und nehmen dem Stein die „Schwere“.

Jakobs Vorliebe gibt dem kristallin geronnenen Basalt.

Große Energien verwendet der 34 jährige, der mit dem Preisträger des letztjährigen Katalogpreises des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst ausgezeichnet wurde, darauf, den „richtigen“ Stein zu finden. Dem kristallin geronnenen Basalt mit seiner braunen Oberfläche und seinem schwarzen Kern gehört seine Vorliebe. Dieser bei Bildhauern wenig beliebte Stein fügt sich nicht dem Willen des Meisters, er verlangt eine Auseinandersetzung, eine Zwiesprache. Christoph Jakob belässt dem Stein die Oberfläche, das Aussehen, ihm kommt es darauf an, durch geometrische Schnitte und Zerlegungen, den Stein zu bändigen, die Schwere aufzulösen.

Gläserne Struktur

Dabei will jeder Eingriff in dieses „Erstarrungsgestein“, das eine gläserne Struktur aufweist und sich nur widerwillig dem Steinbildner unterwirft, genau überlegt sein. Es ist eine Auseinandersetzung zwischen dem Gestaltungswillen des Bildhauers und der „Physiognomie“ des Werkstoffes mit seiner Struktur und Maserung. Ein Zusammenprall zwischen Natur und kreativem Eingriff, erläutert der Bildhauer.

Dies geschieht durch ständiges Abwägen, denn Basalt ist ein ungewöhnlich hartes Gestein, das wie Glas splittert, wenn man den „Meißel“ falsch ansetzt. Genau dieses Sprödigkeit fordert den Aschaffenburger heraus, er liebt diese Geschichten erzählende Oberfläche, des „Vulkanischen Auswurfs“. Christoph Jakob spielt auf wunderbare Weise mit dem Material, indem er Muster anbringt, das „Gerinnungsmaterial“ mit einem Bohrmuster versieht, aufsägt und versetzt zusammenfügt. Der „Steinhauer“ nennt diesen Vorgang „Zuhören“, ein Vorgang, der dazu führt, dass er seine gestalterischen Ideen dem Stein nicht aufzwingt, sondern in sensibler Korrespondenz mit den natürlichen Gegebenheiten des Materials entstehen lässt. Seine Arbeiten nennt er „Volumen, 38 Tonnen“, ein Zeichen für die große Verehrung seiner Findlinge.

Spielkugel

Wie eine Spielkugel wirkt die Plastik „Fragil“ - ein asymmetrischer „Granit“, den er rundherum durchlöchert und ausgehöhlt hat. „Eins“ „Zwei“ und „Drei“ nennt er drei geometrisch geschnittene Stelen aus grauem Basalt, aus denen er drei unterschiedlich große „Fenster“ herausbohrt und horizontal runde steinerne Seelen einfügt. Das schrundige Bohrmuster konkurriert lebhaft mit der gesägten Außenfläche. Die runden Querriegel, „hauchen dem Stein Leben ein“. Für die Einzelausstellung in der BBK Galerie im Würzburger Kulturspeicher wählt der 34 jährige das kleine Format. Christoph Jakob gehört bereits zu den renommierten Bildhauern. Zahlreiche großformatige Arbeiten von privaten und öffentlichen Auftraggebern sind im ganzen Land anzutreffen. Auf internationalen Symposien und Arbeitsaufenthalten im Ausland, hat der Preisträger seinen Stil gefunden und weiterentwickelt.

Bildnachweis: Jakob

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