Die Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und der ukrainischen Stadt Lviv (früher Lemberg) lebt, gerade in Zeiten von grausamer Kriegszerstörung und bei uns etwas nachlassendem Interesse ist sie enorm wichtig. Da kann die Kunst einen wichtigen Beitrag leisten als „Ausdruck von Widerstand und Hoffnung“.
Mit einer beeindruckenden Ausstellung unter dem etwas rätselhaften Titel „Embodiment“ im Erdgeschoss-Flur des Museums im Kulturspeicher Würzburg zeigen 15 Kunststudierende der National Academy of Arts aus Lviv, was sie unter einem gemeinsamen Thema geschaffen haben. Ihre ausgewählten Werke sollten den Torso, also einen menschlichen Körper, ohne Kopf, Arme und Beine, in verschiedener künstlerischer Darstellung, figürlich bis abstrakt, umkreisen, aber jeweils im gleichen Hochformat 200 x 100 cm und mit Acrylfarbe auf Leinwand.
Bedrohte Existenz
Ein Torso, in der Skulptur und Archäologie beliebt, ist ja auch ein Sinnbild einer zerstörten oder nicht mehr vollständigen menschlichen Figur und somit ein Hinweis auf eine bedrohte Existenz. Die gestellte Aufgabe zeitigte nun recht unterschiedliche, aber äußerst interessante Ergebnisse. Herausgekommen sind zum Beispiel fragmentierte Körperbilder, als solche nicht immer sofort erkennbar, denn oft sind die Torsi geteilt, zerschnitten, in sich getrennt etwa durch Farb-Linien oder in Farb-Flächen aufeinandergesetzt. Manchmal sind sie zusammengehalten wie durch ein rotes Maßband oder mit einem grafischen Lineament umschlossen oder vor einem solchen Hintergrund präsentiert, mal scheinen sie nur noch als schwarzer Schatten zu existieren, mal erinnern sie an eine monumentale Statue, nur durch Striche vor dem Verfall zusammengehalten, mal ist das Ganze halbiert in eine bekleidete Hälfte, der eine andere, dunkle, flächige Hälfte gegenübersteht, alles zusammen aufgestellt auf einer Art Schachbrett.
Ein künstlich strukturierter Torso-Teil ist kontrastiert mit einem dunklen Körper, auf dem wie durch ein Fenster ein Blick freigegeben ist auf eine schöne Landschaft, eine Art Sehnsuchts-Vision. Starke Farben dominieren auf anderen abstrakt verschlüsselten Bildern, und auf einem Gemälde scheint in einem diffusen Dunkel von Farbströmen ein Torso nur noch zu ahnen. Mit solchen Bildern deuten die jungen Studierenden an – nur die weiblichen konnten einige Vertreterinnen zur Vernissage nach Würzburg schicken, den männlichen waren wegen des Armeedienstes die Ausreise verwehrt –, wie bedroht und beschwerlich menschliches Dasein in Kriegszeiten ist, denn wegen ständigen Alarms konnten sie teilweise nur in Kellern, bei künstlichem Licht oder mit Taschenlampen und mit Unterbrechungen arbeiten. Bis 2. November.