Zu allen Zeiten gab es Künstler, die ihrer Zeit ihren Stempel aufdrücken konnten. Unsere Zeit wird künstlerisch von den Arbeiten des Künstlers herman de vries geprägt, natürlich unter anderen. Schon in den Sechzigern hat er eine Verbindung zwischen Kunst und statistisch-wissenschaftlichen Methoden geknüpft, die er dann in der von mir so genannten „Eschenauer Wende“ mit dem Thema Natur und Mensch inhaltlich anreicherte. Das Wesentliche für mich war seine Aussage, dass alles Lebendige seine Kraft aus der Individualität schöpft und nur aus dieser heraus die permanente Veränderung der Welt erklärbar wird. Und in jeder Veränderung steckt die Chance auf etwas Neues. Das Wortpaar aus seiner Poesie „chance - change“ formuliert dies in konzentrierter Form.
Philosophieren mit künstlerischen Mitteln
Und wenn die gesamte Kunstwelt sich darauf einigte, dass Kunst nicht definiert werden kann, dann sagt herman: Kunst ist für mich Philosophieren mit künstlerischen Mitteln. Es geht ihm also primär wohl nicht um eine künstlerische Form, sondern um einen Verständnisweg für diese Welt, den er mit den Mitteln der Präsentation der Natur beeindruckend zeichnet. Dabei zeigt er die Schönheit der Natur nicht mit den Ersatzmitteln der Malerei und Bildhauerei, sondern direkt, unmittelbar aus der Natur selbst genommen. Ich erinnere mich an eine Aussage eines Besuchers auf der Art Cologne: „Ach Gott, das ist ja echt.“ Ungewollt hat dieser Besucher das bedeutende Element in den Formulierungen von herman de vries ausgedrückt: sie sind alle echt, was so viel heißt, sie stehen für sich selbst und nicht für ein anderes.
Wenn auf der Documenta in Kassel das Ende des Künstlerindividuums proklamiert wird, dann hält die Ausstellung im Schloss Oberschwappach gerne den Gegenbeweis in die Höhe.
Zu sehen ist sie bis 23. Oktober sonn- und feiertags zwischen 14 Uhr und 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter Telefon 09527.810501.
Schloss Oberschwappach, Schlossstr. 6, 97478 Knetzgau/OT Oberschwappach, www.galerie-im-saal.de