Zum 100. Geburtstag des Würzburger Malers und Zeichners Wolfgang Lenz

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 01/2025)

Am 17. März 2025 wäre Wolfgang Lenz 100 Jahre alt geworden. Für seine Heimatstadt Würzburg schuf der bedeutende Maler und Zeichner, einer der wichtigsten Vertreter des poetischen Surrealismus, hierzulande unvergessliche Werke, aber auch über Franken hinaus reicht sein Wirken, das sich immer wieder mit der Vergänglichkeit des Schönen beschäftigt.

Nun würdigen ihn vom 15. März bis 15. Juni zwei große Ausstellungen: Der Kulturseicher zeigt vorwiegend Gemälde, auf denen er mit feinster Lasurtechnik die irritierende Illusion von Realität hervorrufen konnte, etwa bei Stillleben und Kastenbildern, mit Symbolen des Morbiden und des Verfalls. Im Martin von Wagner Museum sind mit äußerst sensiblen, zarten, wie vom Moment des allzu flüchtigen Eindrucks bestimmte Zeichnungen und Aquarelle mit Eindrücken seiner Heimatstadt in oft wie verwischten Farbtönen und mit wunderbar atmosphärischen Impressionen zu sehen, die Lenz von seinen Aufenthalten in Italien und Japan mitbrachte.

Nach dem Kriegsdienst absolvierte Lenz eine Malerlehre in Würzburg. Er war zutiefst erschüttert von den Kriegszerstörungen, sein berühmter "Würzburger Totentanz" von 1970 mit den Toten-Schädeln der Brückenheiligen vor ausgebrannter Ruinenkulisse zeugt von diesen Eindrücken. Nach dem Studium an der Münchner Akademie, wo er auch Wandmalerei und Freskotechnik lernte, nach einem einjährigen Studienaufenthalt in Rom, wo er fasziniert war von der antiken Architektur, den Strukturen von Mauern, verfallenden Gebäuden, etwa in Tivoli, und wo er die Lust entdeckte, ein erfundenes "Trümmer-Capriccio" zu entwerfen, kehrte er nach Würzburg zurück und unterrichtete von 1953-1971 an der Werkkunstschule.

Seiner Heimatstadt hinterließ Lenz dann in freiberuflicher Tätigkeit Unvergessliches: Von 1971 bis 1973 malte er die stimmungsvolle Laube im Würzburger Ratskeller aus, 1984 bekam er den ehrenvollen Auftrag, den Ratssaal des Rathauses mit einem großen Wandbild zur Stadtgeschichte zu schmücken, wobei er deren wichtige Stationen leicht stilisiert, ineinander übergehend, in einem bläulich-grauen Ton als eine Art "Lesebild" in die Vergangenheit schuf.

Vielfältiges Werk

Aber auch in der Residenz findet man Spuren seines Wirkens: So konnte er, da er die verschiedenen Techniken der Hinterglasmalerei beherrschte, zwischen 1978 und 1986 die verlorengegangenen Spiegel und Glasmalereien im nunmehr prächtigen Spiegelkabinett wiederauferstehen lassen, und auch im grünlackierten Zimmer hinterließ er mit einer erfundenen Ruinenarchitektur eine unverkennbare Spur seines Schaffens.

Eine besondere Liebe pflegte Lenz zum Theater. Nicht nur, dass er Bühnenbild und Kostüme 1973 und 1975 für Mozart-Opern entwarf, auch im Staatstheater Wiesbaden konnte er den Schmuckvorhang für die Bühne gestalten. Für die Ausmalung des "Café Prinzipal" im Prinzregententheater in München und für die fränkische Vertretung Bayerns in Berlin erhielt er besondere Aufträge. Dort wie auch beim Gartenpavillon des Würzburger Juliusspitals konnte er seine malerische Fantasie frei entfalten, während er bei der Rekonstruktion des Deckenfreskos in der Aschaffenburger Sandkirche an die Vorgaben gebunden war.

Die Fantasie von Lenz aber war immer beeinflusst vom barocken Vanitas-Gedanken. Da werden dann ruinöse Dom-Türme oder Statuen wieder überwuchert von Vegetation, Puppen-Wesen, Büsten aus Holz oder Gips, Ruinen-Landschaften, geisterhafte Rokoko-Garten-Architektur, Todesengel, pittoreske Silhouetten von Bauten, Winterlandschaften, rätselhafte Figuren wie aus dem Theater oder Zirkus und kostümierte Ratten verweisen auf den Zusammenhang von Fantasie und bedrohtem Leben. Und eindrucksvolle Stillleben mit aufgeschnittenen Früchten, fast verblühten Blumen, Muscheln und Federn gemahnen daran, dass alles Schöne leider vergänglich ist. 

Bildnachweis: Nachlass Wolfgang Lenz

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