Im Bamberger Diözesanmuseum verweist Manfred Scharpf auf den Wert der Empathie

von dzm (erschienen in Ausgabe 06/2020)

Manfred Scharpf: Tyche Eros
Seine Arbeiten gelten als Solitäre der Kunst und zeichnen sich durch ein meisterliches Spiel zwischen Vergangenheit, Tradition und Moderne aus.

Seit Jahrzehnten ist es Manfred Scharpf ein Anliegen, in seinen Gemälden auf den Wert der Empathie aufmerksam zu machen, dem Bindemittel menschlichen Zusammenlebens – in den heutigen, krisengeschüttelten Zeiten ist dieses Thema aktueller denn je! Seine Intention ist ferner, die positiven Errungenschaften und Erfahrungen der Vergangenheit mit den Erkenntnissen der Gegenwart in Einklang zu bringen und damit für eine lebenswerte Zukunft zu werben. Davon zeugt auch seine aktuelle Ausstellung „Blind Date mit den Farben des Lebens“ bis 6. September im Bamberger Diözesanmuseum.
 
Farben der Welt

In seinen jüngsten Arbeiten thematisiert er daher das Geheimnis von Schicksal und Glück, die, einem unbekannten Urgrund der Existenz entstammend, vergleichbar sind mit dem dunklen Glück im Bauch der Mutter – oder der Schwärze im Zentrum der Sonne, die das Licht aussendet und die Farben der Welt erglühen lässt, wenn es auf uns Menschen trifft. Dunkelheit ist, so Manfred Scharpf, die schöpferische Voraussetzung und Wiege der Welt wie des Glücks. Somit steht das Schicksal – griechisch ‚Tyche‘, lateinisch ‚Fortuna‘ – im Zentrum seiner aktuellen Gemälde wie Tyche und Eros oder Fortuna im Baum, das einen realen Astabbruch zeigt, dessen Bruchstelle die Formen einer gotischen Madonna aufweist.
In seinem jüngsten Zyklus zeigt Manfred Scharpf uns den schöpferischen Grund des Lebens mit dem Reichtum seiner Pigmente. Diesmal begab er sich zu den Anfängen der Zivilisation, zu den Menschen der Eiszeit, des Gravettien (jüngere Altsteinzeit), in Pavlov/Tschechien, deren Spuren 27.000 Jahre in tiefen Löss-Schichten schlummerten. Angeregt von den einzigartigen Funden, verbindet er das uralte archaische Wissen mit dem unserer Zeit und die Erden aus den Grabungen der Paläontologen auf seinen Bildern mit Motiven des Jetzt. Dabei geht es ihm nicht um die musealen Fundstücke dieses „New Yorks der Eiszeit“ und seinen „Kalender der Jahrtausende“, sondern darum, aus seinem kulturellen Erbe die wertvolle Botschaft herauszulesen, die es uns vermitteln könnte. Auch in Pavlov blieb der Maler seinem Grundsatz treu, Vergangenheit und Gegenwart so zu verbinden, dass eine Brücke über den Strom der Zeit entsteht.
 
Ungewöhnlich poppig

Neben ungewöhnlichen, poppig erscheinenden Gemälden, die in Kooperation mit dem Streetart-Künstler DenEnd (Denis Lacroix) entwickelt wurden, treten Werke, die in intensiver Auseinandersetzung mit Künstlern und Kunstwerken, die zu den Ikonen der Kunstgeschichte gehören, entstanden sind: Dazu zählt das Diptychon Nefertiti – die Schöne kommt!, das auf einer Tastskulptur für Blinde der berühmten Nofretete-Büste im Neuen Museum in Berlin basiert und visualisiert, wie sich unter den Fingerspitzen der kleinen Tochter des Malers Farbtropfen bilden und wie sich nach und nach die gesamte Skulptur in ein Feld unzähliger Farbnuancen verwandelt. Salvator Mundi – der verschollene Christus stellt hingegen einen Rekonstruktionsvorschlag eines heute verschollenen Christusgemäldes von Leonardo da Vinci (1452–1519) dar, an dessen Werke, Gedanken und Traktate Manfred Scharpf, fünfhundert Jahre danach, anschließt, dabei aber auch das zeitgenössische Wissen der Psychologie wie auch seine eigene Welterfahrungen einbezieht.
Fotos Pressestelle Erzbistum Bamberg
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Die Ausstellung ist bis 6. September Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu besichtigen.

Bildnachweis: Pressestelle Erzbistum Bamberg

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