Emy Roeder – Bildhauerin und Zeichnerin bis 10. März im Kulturspeicher Würzburg

von Eva-Suzanne Bayer (erschienen in Ausgabe 12/2018)

Unter dem Titel „Das Kosmische allen Seins“ begeistert der Würzburger Kulturspeicher mit einer Retrospektive zu Emy Roeder.Das Werk der in Würzburg geborenen Bildhauerin Emy Roeder (1890-1971) ist mit rund 150 Skulpturen vergleichsweise schmal, ihre Biographie durch die NS- Regime-bedingte Verfemung und ihr Exil in Italien gebrochen.

Nach ihrer Rückkehr 1949 nach Deutschland wurde sie allseits geschätzt, auch 1955 auf der ersten documenta ausgestellt, doch niemals wirklich berühmt.

In der großen und großartigen Ausstellung „Das Kosmische allen Seins“ im Würzburger Kulturspeicher, kuratiert von Henrike Holsing, kann man sich an Beispielen aus allen Schaffensphasen der Künstlerin überzeugen, wie konsequent und konzentriert Roeder ihren Stil von verhaltenem Expressionismus zur gezügelten Klassizität während ihres Aufenthalts in Paris 1933/34 bis zur äußersten Reduktion und kubischen Flächenstaffelung in den späten Jahren entwickelte.

Einsame Menschen auch in stiller Zweisamkeit, die Mutter mit einem in ihre Kontur eingeschriebenen Kind auf dem Arm oder fast landschaftlich lagernde Tiere wie Ziegen und Kühe waren die Themen ihrer meist kleinformatigen Bronzeplastiken.

Ein ganzes Konvolut von Zeichnungen ging jeder Skulptur oder Plastik voraus und die Ausstellung zeigt, dass Roeder aus der Vielfalt ihrer Studien stets einen Aspekt, einen Entwurf für die bildhauerische Fassung auswählte, die im Spätwerk an Volumen verliert, immer zeichnerischer, immer kantiger wird.

Obwohl sie 1911 Würzburg verließ, in München und Darmstadt (bei Bernhard Hoetger) ausgebildet wurde, lange in Berlin lebte, wo sie 1918 Gründungsmitglied der bekannten „Novembergruppe“ war, nach einem Stipendium an der „Villa Romana“ in Florenz 1936 in Italien blieb und von 1949 bis zu ihrem Tod in Mainz wohnte, vermachte Emy Roeder ihren Nachlass von 104 Plastiken und 778 Zeichnungen ihrer Geburtsstadt Würzburg.

Dass die Städtische Galerie diesen Schatz nicht nur hütet, sondern jetzt auch mit einer umfassenden und klugen Ausstellung (endlich) monographisch präsentiert, rückt die genuine Bildhauerin, langjährige Weggefährtin von Hans Purrmann, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff, die sie in Büsten porträtierte, in den ihr gebührenden Mittelpunkt des Interesses.

Emy Roeder ist auf dem hiesigen Hauptfriedhof begraben.

INFO: Bis 10.3., www.kulturspeicher.de

Bildnachweis: Sammlung Karl H. Knauf, Berlin, Günter Ladwig

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