Leichtigkeit, Schwere und Struktur treffen im Franck-Haus aufeinander

von mm (erschienen in Ausgabe 09/2022)

Mit zwei sehr unterschiedlichen Ausstellungen startet das Franck-Haus in Marktheidenfeld in sein kulturelles Herbstprogramm.

Noch bis 23. Oktober treffen in den Arbeiten von Walter Bausenwein aus Estenfeld und Kurt Grimm aus Kleinrinderfeld ?Leichtigkeit und Schwere aufeinander. Fragile Tableaus aus den Kokons geschlüpfter Seidenspinnerschmetterlinge bilden bei Walter Bausenwein den Schwerpunkt der Ausstellung. In klarer Anordnung erinnern die faszinierenden zarten, meist rein intuitiv entstandenen Reliefs an die Entstehung der Seide, die in ihrer Symbolik seit alter Zeit mit den Mysterien von Tod und Auferstehung verbunden ist. Kokons sind Zurückgelassenes ?und Aufgefundenes. Als Verkörperung von Wandlung und Veränderung steht der Kokon. Alles unterliegt dem ewigen Kreislauf des Erneuerns, Veränderns und Vergehens.

Dieser Leichtigkeit stellt Kurt Grimm Handfestes gegenüber: „Eisen ist für mich ein absolut ehrliches Material, das bestens geeignet ist, meine Formen in größeren Dimensionen umzusetzen und sie ausdrucksvoller gestalten zu können“, erklärt der Bildhauer. „Kühne Konstruktionen auf kleinster Standfläche ruhen lassen, große Masse und schwerem Gewicht Leichtigkeit zu verleihen, das reizt mich als Künstler“, so der Kleinrinderfelder. Ab 24. September gesellt sich der aus Alzenau-Kälberau stammende Wolfgang Hein mit seinen „Reihungen“ hinzu. Diese sind, blickt man einmal bewusst in die Welt, omnipräsent, überall sichtbar: Die langen Fensterbänder auf den Fassaden der Wohnblocks und Hochhäuser, die Sitzreihen in den Konzertsälen und Sportstadien, die keimenden Saatreihen auf den Getreidefeldern, die gestapelten Container in den Industriehäfen, die Ziegel auf den Dachflächen der Häuser.

Reihungen sind wenig beachtet, gewöhnlich, selbstverständlich, unspektakulär. Bei intensiver Betrachtung jedoch strahlen sie mit ihrer gleichförmigen, systematischen Ordnung große Ruhe aus und entfalten eine meditative Wirkung, die den Künstler Wolfgang Hein immer wieder zu neuen Arbeiten inspiriert. Zu sehen ist die Ausstellung bis 6. November im vorderen Galeriebereich.

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Franck-Haus, Untertorstraße 6, Marktheidenfeld, Mittwoch bis Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonntag/Feiertag 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Bildnachweis: Walter Bausenwein

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