Museum Würth in Künzelsau zeigt bis 6. Januar Obstbilder von Korbinian Aigner

von th (erschienen in Ausgabe 7-9/2018)

Noch bis 6. Januar zeigt das Museum Würth in Künzelsau eine große Anzahl von Obstund Gemüseaquarellen des Pfarrers Korbinian Aigner im Dialog mit Werken der eigenen Sammlung. Rechts im Bild: Korbinian Aigner: Annie Elisabeth, Blatt 450, Aquarell.Über Jahrzehnte hinweg malte der Pfarrer und Obstkundler mit naturkundlicher Neugier und künstlerischer Begabung Hunderte von Sorten auf Karten von handlicher Postkartengröße.

Knackig, frisch und appetitlich erscheinen die Apfel- und Birnenaquarelle von Korbinian Aigner (1885–1966) vor den Augen der Betrachter im Museum Würth in Künzelsau.

Säuberlich nummeriert und benannt, dienten sie der Dokumentation einer schon zu Lebzeiten Aigners schwindenden Sortenvielfalt, zeugen aber auch von dessen Liebe zur Natur.

Die Aquarelle sollten ursprünglich als Lehrmaterial dienen und erreichten ihren heutigen Bekanntheitsgrad erst nach dem Tod Aigners.

In der Kunstwelt erregten sie 2012 auf der dOCUMENTA (13) in Kassel international Aufmerksamkeit.

Die im TUM.Archiv der TU München verwahrten 602 Apfel- und 275 Birnenbilder werden nun im Museum Würth in Kooperation mit der TU München in großer Zahl präsentiert.

In der Ausstellung wird aber auch an die Person Korbinian Aigner erinnert, der sich als engagierter Theologe nicht nur für seine Gemeinde und den Obstbau einsetzte, sondern wegen seiner Kritik am Nationalsozialismus viele Jahre in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau als Häftling verbrachte.

Im KZ Dachau gelang es dem leidenschaftlichen Pomologen entgegen allen Umständen, vier Apfelsorten zu züchten, die er mit KZ-1 bis KZ- 4 bezeichnete, und Sämlinge aus dem Lager herauszubringen.

Die heute als „Korbiniansapfel“ bekannte Sorte KZ-3 gilt unter Kennern als Geheimtipp.

Im Dialog mit Arbeiten der Sammlung Würth vertiefen sich Aspekte, die sich in Assoziation mit Korbinian Aigners Aquarellen ergeben.

So findet eine Reihe von Obst- und Gemüsestillleben aus verschiedenen Epochen Eingang in die Ausstellung.

Von Karl Hofer über Georges Braque und Max Beckmann führt die Reise zu hyperrealistischen Arbeiten von Gerd Dengler, Anne Hausner oder Jan Peter Tripp und zu weiteren zeitgenössischen Positionen.

Der Gang durch Stile und Epochen zeigt, dass eine so traditionsbehaftete Gattung wie das Stillleben nicht ohne eine Auseinandersetzung mit sich selbst auskommt, und bringt Leben in ein gar nicht so stilles Metier.

Bildnachweis: TUM.Archiv der TU München

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