Feuchtwangen feiert in langem Reigen 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

von mw (erschienen in Ausgabe 9/2021)

Die Sopranistin Christiane Karg ist im Rahmen eines Konzertwochenendes zu hören.

Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. In diesem Festjahr finden deshalb bundesweit tausende Veranstaltungen statt, die jüdisches Leben heute und in der Geschichte sichtbar machen und dem erstarkenden Antisemitismus etwas entgegensetzen wollen. Auch die Stadt Feuchtwangen feiert mit und hat eine Veranstaltungsreihe geplant, die vom 1. Oktober bis zum 19. Dezember 2021 eine ganze Reihe von Formaten bietet.

„Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung“, lautet ein Satz des jüdischen Gelehrten Baal Schem Tov. Der spanische Philosoph George Santayana formuliert diesen Gedanken mit historischer Perspektive: „Die sich des Vergangenen nicht erinnern, sind dazu verdammt, es noch einmal zu erleben.“ Das „Sich-Erinnern“ verbunden mit dem „Nicht-Vergessen“ bildet die Kernüberlegung des in Feuchtwangen geplanten mehrmonatigen Projekts, das das jüdische Leben und die jüdische Kultur sowie speziell die jüdische Vergangenheit der Stadt erfahrbar machen soll.

Es umfasst eine Installation/Ausstellung im Fränkischen Museum, ein Theaterprojekt der Kreuzgangfestspiele mit dem Titel „Lass uns verschwinden“, ein Konzertwochenende der Reihe „KunstKlang“ unter anderem mit Christiane Karg, eine Lesung aus den Tagebüchern Lion Feuchtwangers und zwei Vorträge zum jüdischen Friedhof in Schopfloch sowie zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Feuchtwangen.

Die Veranstaltungsreihe ist eingebunden in das bundesweite Festjahr #2021JLID, das der in Köln ansässige Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“ organisiert und koordiniert. Hintergrund der Gedenkveranstaltungen aller Orten ist die Tatsache, dass der römische Kaiser Konstantin am 11. Dezember 321 ein Edikt erließ, das besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Das Edikt, das in einer Abschrift in der Bibliothek des Vatikans aufbewahrt wird, gilt als frühestes schriftliches Zeugnis jüdischen Lebens in Mittel- und Nordeuropa. Es belegt, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind.

Die Veranstaltungsreihe „Jüdisches Feuchtwangen“ ist eine Kooperation der Kreuzgangspiele mit dem Fränkischen Museum und KunstKlang. Das Konzept der Ausstellung stammt von Museumsleiterin Dr. Uta Karrer, die auch in einem Vortrag über die Geschichte der jüdischen Gemeinde informieren wird. Die Ausstellung bildet gemeinsam mit der Medieninstallation von Alexander Ourth den Rahmen für den gesamte Veranstaltungszeitraum.

 

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Karten: Kulturbüro der Stadt

Feuchtwangen, Marktplatz 2,

Telefon: 09852.90444,

www.juedisches-feuchtwangen.de

Bildnachweis: Gisela Schenker

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