Die 18. Filmnächte vom 16. bis 18. November sind eine Hommage an den 2020 verstorbenen Cineasten Berthold Kremmler

von nio (erschienen in Ausgabe 9/2021)

Die diesjährige Filmreihe soll an einen Mitbegründer, Freund und Förderer der Filmnächte erinnern. Jochem Larsen sagt im Namen der Filminitiative und des Staatliche Hofkellers: „Danke, Berthold!“

„Ich kannte ihn seit 2003. Seit dem Zeitpunkt, als wir zusammen mit Johannes Tietze die Idee hatten, in unserem historischen Weinkeller Filmnächte organisieren zu wollen“, erinnert sich Jochem Larsen vom Staatlichen Hofkeller im Gespräch mit dem Kulturmagazin Leporello an den 2020 verstorbenen Berthold Kremmler. Mehr als 20 Jahre lang war dieser im Vorstand der Filminitiative Würzburg e.V. und im Dachverband der freien Würzburger Kulturträger aktiv. Etwas mehr als ein Jahr nach seinem Tod sind nun die diesjährigen Filmnächte dem bekannten „Kämpfer für die Filmkunst“ gewidmet.

Publikum bestärkt die Initiatoren

Kremmler, so Larsen weiter, sei 2003 noch Vorsitzender der Filminitiative Würzburg gewesen, ehe ihm 2004 Johannes Tietze, Chef des Casablanca Programmkinos Ochsenfurt, folgte. Die Umsetzung der Filmnächte im Staatlichen Hofkeller sei aus einer Weinlaune heraus geschehen, „mit einfachsten Mitteln ohne Werbeetat, aber mit tatkräftiger Unterstützung der örtlichen Presse“, denkt Larsen an die Anfänge zurück. Entsprechend sei auch das erste Programm gewesen. Gezeigt wurden unter anderem alte Dracula-Horrorstreifen – „am Anfang noch auf 16mm Filmen, ohne Soundanlage und auf sehr unbequemen Bierbänken im Stückfasskeller der Würzburger Residenz“. 80 Gäste seien damals gekommen. Doch diese hätten sie überzeugt, weiterzumachen.

Einführungen mit Kultstatus

Die Idee, nur alte Schwarz-Weißfilme zeigen zu wollen, hat seither bestand, ebenso das Auswahlverfahren. Stets gibt es ein Motto und stets haben die gezeigten Filme „cineastischen Anspruch“. Und hier kam Berthold Kremmler ins Spiel. „Als ehemaliger Lehrer ließ er sich nicht nehmen, vor den einzelnen Filmen diese historisch einzuordnen, mit Anmerkungen zu Regisseuren und Schauspielern, oftmals verknüpft mit autobiographischen Erlebnissen“, erinnert sich Larsen. Als Pädagoge sei er die Dauer von 45 Minuten pro Unterrichtseinheit gewohnt gewesen, bei den Filmnächten hätte er aber maximal zehn Minuten zur Verfügung gehabt. „Daher waren Überziehungen an der Tagesordnung, oftmals nur augenzwinkernd zu begrenzen mit Lichtsignalen oder wenn es allzu lange dauerte, mit Abschalten des Mikrofons.“ Gelohnt haben sich diese „Überziehungen“ jedoch allemal. „Feinsinnig und mit spürbarer Leidenschaft für die alten Schätzchen knüpfte Berthold Kremmler Verbindungen in die heutige Zeit, durchaus hin und wieder mit politischer Botschaft“, schwärmt Larsen über dessen Einführungen, die Kultstatus erlangten und definitiv ebenso fehlen werden wie seine liebevoll gestalteten Programmhefte.

Gangster, Action und viel Liebe

Das in diesem November ausgewählte Programm steht nun unter dem Titel „Lieblingsfilme eines Cineasten“. Und es versteht sich von selbst, dass dieses mit Bedacht konzipiert worden ist. „Haben und Nichthaben“ von 1944 stand bei Berthold Kremmler sehr hoch im Kurs. „Wie Casablanca, nur in gut!“, so sein Kommentar. „Vielleicht auch, weil beim Dreh zu diesem Film die große, reale Liebesgeschichte zwischen Lauren Bacall und Humphrey Bogart ihren Anfang nahm“, spekuliert Jochem Larsen. „Sprung in den Tod“ von 1949 mit James Cagney in der Hauptrolle gehört zu den größten Filmen des Genres Gangsterfilm. Aufgenommen in das US-amerikanische National Film Registry und in die Liste des American Film Institute der bedeutendsten Gangsterfilme, war dieser Film Larsen zufolge einer der Lieblingsfilme Berthold Kremmlers. „Der Dritte Mann“ von 1949 gehört zweifelsohne zum wichtigsten, was die Filmindustrie jemals für die Leinwand produziert hat. „Schon alleine deswegen wäre es eine gute Idee gewesen, ihn nun ein zweites Mal zu zeigen.“ Der actionreiche Höhepunkt des Films spielt sich in den unterirdischen Tunneln der Stadt Wien ab. „Dies in einem Keller sitzend zu bestaunen, ist ein besonderes Erleben“, macht er Lust auf einen besonderen Kinoabend. Doch der Hauptgrund, warum dieser Film, ganz gegen die Gepflogenheiten, im Rahmen der Filmnächte wiederholt werde, sei ein anderer. Berthold Kremmler habe das von Anton Karas komponierte Harry-Lime Thema, auf der Zither gespielt, besonders geliebt. „Bei dieser Musik ergibt sich die Gelegenheit, sich an ihn zu erinnern.“ Regelmäßig ins Schwärmen sei Berthold Kremmler darüber hinaus geraten, wenn er von seiner Studienzeit in Paris erzählt habe. Also darf bei einer solchen Hommage auch ein französischer Kriminalfilm der Nouvelle Vague nicht fehlen. „Unsere Wahl fiel auf ‚Schießen Sie auf den Pianisten‘ von 1960 mit Charles Aznavour. Regie führte Francois Truffaut, der von Berthold Kremmler gerne und oft zitiert wurde.“ Kremmler erhielt in seiner aktiven Zeit viel Applaus vom Publikum, so Larsen. Das anstehende Filmwochenende bietet nun Gelegenheit, ihn ein weiteres Mal hochleben zu lassen.


Info: www.hofkeller.de


 

Bildnachweis: Susanna Khoury

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