Bamberger Naturkunde-Museums beherbergt einen der ältesten Museumssäle Deutschlands

von Matthias Mäuser

Bamberg hat wesentlich mehr zu bieten als Rauchbier und den Bamberger Reiter. Wenn auch manches Kleinod etwas versteckt liegt. Der Neugierige im positiven Sinn des Wortes tut gut daran, in Bamberg gelegentlich die ausgetretenen Pfade zu verlassen, denn Geschichten und Geschichte verbergen sich in jedem Winkel dieser überwältigenden Stadt. Entflieht dieser Neugierige den touristenerfüllten Gassen der Bergstadt und betritt über die sehens- und erlebenswerte Austraße die Inselstadt, so steht er alsbald vor dem ehemaligen Jesuitenkolleg, einem trutzigen, Dientzenhofer`schen Gebäudekomplex, der neben der weithin bekannten Martinskirche mit ihrer verblüffenden Scheinkuppel und dem hübschen Innhof mit dem wahrhaft gewaltigen Schwarznussbaum einen weiteren Leckerbissen zu bieten hat: einen der landesweit ältesten und schönsten Museumssäle.

Ein Museum im Museum

Kaum einer, der diese großartige Raumschöpfung zum ersten Mal betritt, kann Erstaunen und Bewunderung verbergen. Großflächig und zweigeschossig mit umlaufender Galerie gab ihn der fortschrittliche Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal im Jahr 1791 bei seinem Hofarchitekten Lorenz Fink in Auftrag. Es sollte eine angemessene und würdevolle Schaustätte naturkundlicher Schätze werden, ein Tempel der Natur als universitäre Lehrstätte. Ausgestattet wurde der Saal mit reichbeschnitzten Wandvertäfelungen und vornehmen Vitrinen sowie Putten und vergoldeten Büsten berühmter Naturforscher aus der Hand des seinerzeit geschätzten Bildhauers Joseph Mutschele. Stilistisch tritt der streng geordnete Klassizismus in spielerische Konkurrenz mit dem sinnlichen Barock, und so vereinen sich beide in einem harmonischen Gesamtbild. Naturkunstwerke in Gestalt präparierter Korallen, Schnecken, Insekten, Fische, Schlangen und vor allem Vögel bewohnen die in Kremserweiß gefassten Schaukästen – zusammengetragen innerhalb zweier Jahrhunderte.

Und so staunt der Neugierige auch heute noch beim Blick durch die lebhaft schillernden, mundgeblasenen Glasscheiben über die bunte Vielfalt der Natur. Welch` üppige Schaulust! Es ist ein echtes „Museum im Museum“, dieses Naturalienkabinett aus fürstbischöflicher Zeit und damit eine der Hauptattraktionen des modernen Bamberger Naturkunde-Museums. Ein zeitgerechtes Pendant dazu bildet auch die kürzlich eröffnete Multimediaschau des Museums im eigens dafür gebauten Kinoraum. Versuchte man noch vor 200 Jahren die Natur einzuteilen und zu systematisieren, betrachtet man sie heute als Ganzes und bemüht sich, ihre Funktionsweisen zu durchschauen. Erstere Sichtweise spiegelt sich im historischen Ausstellungssaal wider, in der systematischen Klassifizierung der Überfülle einzelner Naturpräparate. Der moderne Blickwinkel ist in der packenden Schau mit dem Titel „Die Biosphäre- vom Kreislauf des Lebens“ verwirklicht. Der Neugierige wird sich beides betrachten.

INFO:
Naturkunde-Museum Bamberg
www.naturkundemuseum-bamberg.de

Bildnachweis: Naturkundemuseum

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