Das Wildbad Rothenburg strahlt als Kunst- und Tagungsort weit über die Region hinaus

von tsr (erschienen in Ausgabe 07/2020)

Im Rahmen der Rothenburger Themenjahre „Pittoresk - Rothenburg ob der Tauber als Landschaftsgarten“ können zwei informative Broschüren zu Kunst, Kultur, Gästeführungen und Rothenburger Gartenparadiesen kostenfrei bestellt werden beim Rothenburg Tourismus Service, Marktplatz 2 in 91541 Rothenburg ob der Tauber, Telefon 09861.404-800 garten@rothenburg.de
Bereits Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Wildbadquelle mit schwefelhaltigem Wasser entdeckt.


Der denkmalgeschützte Park des architektonisch beeindruckenden Wildbads an der Tauber gelegen, lässt das Malerische in der Verbindung zwischen Architektur und Natur erlebbar werden. In seinen heutigen Ausmaßen entstand der Park jedoch erst Ende des 19. Jh. Friedrich Hessing, der Erbauer des Wildbades und Erfinder von orthopädischen Prothesen, legte ihn entlang der verwilderten Weinbergterrassen waldähnlich mit Eschen, Linden, Ahorn und Kastanien an. Anders als die mit großem Aufwand zuweilen künstlich geschaffenen Landschaften englischer Gärten, hat sich das Wildbad aus den Gegebenheiten des Umfelds entwickelt und die Topographie des Geländes zum Grundgerüst seiner Formgebung genommen. Große Baumgruppen und Alleen fügen sich mit weiten offenen Rasenflächen zu einem abwechslungsreichen Parkensemble. Licht und Schattenspiel und der Blick in die Tiefe des Raumes sorgen für besondere Stimmungen.

Den wunderbaren Wildbad-Park, in dem sich seit Hessings Zeiten nicht viel verändert hat, kann man heute bei monatlich stattfindenden Park-Pittoresk-Führungen erkunden. Die Hausführungen „Mein Wildbad“ gewähren einen Blick hinter die Kulissen des ehemaligen Kurhotels und unterhalten mit Geschichte und Geschichten des Hauses. Soll es so richtig romantisch werden, kann man sich auch einfach einen leckeren Picknick-Rucksack vom Küchenchef packen lassen und ein „Picknick mit Aussicht“ an der Lieblingsstelle im Park genießen. Und falls das lauschige Stelldichein auf direktem Wege zum „schönsten Tag des Lebens“ führt, kann man weit und breit kaum märchenhafter Hochzeit halten als im Rokokosaal.

Zwischen Ostern und Erntedank lädt das Wildbad jeden Sonntag zu „Kultur um 3 Uhr“ ein. Bei klassischen Konzerten, Gesang, Kabarett oder Vernissagen entfaltet sich der ganze Zauber des Hauses und aus den geöffneten Fenstern des Rokokosaals „fliegt“ die Musik bis hinunter zur Tauber. Und das alles bei freiem Eintritt und auf Wunsch mit Kaffee und Kuchen im Sonntagscafé.

Im Wildbad-Park nicht zu übersehen sind die Kunstwerke des „art residency Wildbad“-Projekts. Seit 2017 lädt das Haus jährlich nationale und internationale Künstler dazu ein, für mehrere Wochen im Wildbad zu leben und zu arbeiten und in die kreative Stille des Parks einzutauchen. In diesem Jahr ist das Grazer Breathe Earth Collective „Artist in Residence“. Die interdisziplinäre Künstlergruppe hat sich dem Thema Luft und Klima verschrieben und entwirft atmosphärische Räume, in denen sich Mensch und Natur neu begegnen können. Fragen des Klimawandels, der Luftverschmutzung und Überhitzung der Städte werden dabei auf eine völlig neue Art und Weise gestellt. Alle Kunstwerke, die in der Zeit der „art residency“ entstehen, bleiben anschließend im Wildbad und sind jederzeit öffentlich zugänglich. Seien Sie also nicht überrascht, wenn Sie im Waldstück oberhalb des Wildbads auf eine Figurengruppe des Künstlerduos Matthias Böhler & Christian Orendt stoßen, die unter dem provokanten Titel „Rest on the escape from the confronation with the fucked-up-ness of the status quo“ menschliche Fragen nach dem „woher und wohin“ auslotet. Und wer dann nach einem sinnlichen und inspirierenden Tag im Wildbad die kleine Holzpforte gegenüber des Spitaltors wieder hinter sich schließt, in dessen Erinnerung wird die „Perle an der Tauber“ noch lange nachklingen.

Fotos Rothenburg Tour. Service/Schöbel, Wildbad

Bildnachweis: Freilandmuseum

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