Kulturmedaillen-Verleihung am 8. Dezember

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 11/2011)

„Leben“ steht auf Tims Wunschliste ganz oben. Doch Tim darf nicht leben. Weshalb er im Himmel ist.

Seine Eltern wollten ihn nicht auf die Welt bringen. Sie trieben Tim ab, denn, so wurde ihnen gesagt, der Junge würde nicht „normal“ werden. Im Stück „Himmel, Hölle und die Lust am Leben“ erzählt das Theater Augenblick, warum die Vorstellung absurd ist, behinderte Menschen könnten kein schönes Leben haben.

Ab 15. November wird die humorvolle Komödie über das Anderssein aufgeführt. Dass sie abgeurteilt und verspottet werden, weil sie anders sind, das, sagt Theaterleiter Stefan Merk, registrieren Menschen mit Handicap sehr wohl.

„Nichtbehinderte haben Spaß daran, auf Behinderte loszugehen“, sagt etwa Schauspielerin Lotte Brückl. Menschen ohne Handicap, weiß sie, machen auch gern Behinderte nach - weil die sich so komisch bewegen, sich anders verhalten. Warum das so ist, kann Lotte ebenso wenig verstehen wie Tim aus „Himmel, Hölle und die Lust am Leben“ die Sache mit der Abtreibung.

Warum, fragt sich Tim, hatte er nicht einfach so leben dürfen, wie er ist? Warum, fragt Lotte, darf sie nicht einfach sie selbst sein? In Zeiten, in denen Menschen aus Altersgründen, aus Gründen ihrer Religion oder ihrer Abstammung diskriminiert werden, appelliert die ausdrucksstarke Produktion des Theater Augenblick, jeden Menschen so leben zu lassen, wie er ist. Jeden mit seinen Einschränkungen uneingeschränkt zu akzeptieren.

Apropos Akzeptanz: Dass dem Theater am 8. Dezember die Kulturmedaille der Stadt verliehen wird, beflügelt das Ensemble. Dem Auftritt im Ratssaal anlässlich der Preisverleihung fiebern die Schauspielerinnen und Schauspieler seit September, als sie von der Auszeichnung hörten, entgegen.

Im Gaststück „Waldweihnacht“ des Tic Tac Figurentheaters aus Schauenburg bei Kassel berichtet die Maus Florian am 29. November den anderen Tieren im Wald ausführlich über das, was sie in der Stadt gesehen hat: Nämlich wie Menschen Weihnachten feiern! Die Tiere sind begeistert. Auch sie wollen ein Weihnachtsfest gestalten. Doch ganz klappt es nicht mit den Vorbereitungen.

Am Ende gibt es zwar dennoch ein besinnliches Fest. Aber ein ganz eigenes - und anderes. Bestens vorbereitet auf alles, was da kommen möge, ist Clownin Simone Walther alias Hildegard Hösselbarth. Hildegard kehrt gerade von einem Selbstfindungskurs zurück. Befreit von allen Selbstzweifeln wartet sie am 3. Dezember im Theater Augenblick auf den nächsten Bus. Und gibt dabei Einblick in ihr Seelenleben.

Am Vorabend stimmen Klez amore und Ann-Kathrin Schneider mit ausgefallen arrangierten Liedern auf die diesjährige Adventszeit ein.

INFO: www.theater-augenblick.de

Bildnachweis: Theater Augenblick

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