Vor 20 Jahren gründete Norbert Bertheau das „theater ensemble“

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 2/2012)

Norbert Bertheau ist nicht nur Regisseur und Schauspieler, er kümmert sich bei vielen Vorstellungen auch um die Technik.„Mein späterer Schwiegervater ging lieber in die dritte oder vierte Vorstellung statt in die Premiere“, erzählt Norbert Bertheau.

Die Premierenkarten gab er, der Theaterkritiker war, an den jungen Norbert weiter. So wurde dessen Liebe zum Theater geweckt. Viele Jahre später gründete Bertheau selbst ein Theater.

„Das Patrizierzierbräugelände wurde damals an die Stadt verkauft“, erinnert er sich. Die wollte die Räume weiter vermieten. Bertheau kam zur Besichtigung. Und entschied: Hier möchte er sein eigenes Theater etablieren.

Wer sich dem Theater verschrieben hat, muss vor oder hinter den Kulissen seine Rolle spielen, ganz egal, ob er gerade in Topform ist oder nicht. In der Anfangszeit beflügelt die Begeisterung am Neuen. Aber später?

Nach 20 Jahren? Ist Bertheau nicht ein bisschen theatermüde geworden? Der 75jährige schüttelt den Kopf. Keine Spur! Wobei er das Theater heute freilich anders führt als 1992: „Ich habe viel mehr Seelenruhe.“ Das liegt nicht zuletzt daran, dass er nicht mehr gleichzeitig Veranstaltungen zu organisieren hat. Aber auch am tollen Team: „Den Namen ensemble habe ich bewusst gewählt“, sagt er.

Die Theatercrew sei eine eingeschworene Gemeinschaft: „Eine Art Familie.“ Theater macht deutlich, was sich im Alltag mit unscharfen Konturen präsentiert - Gefühle zum Beispiel. Im aktuellen Stück geht es genau darum. „Tektonik der Gefühle“ heißt der Titel. Es stammt von Eric-Emmanuel Schmitt, dem sich das theater ensemble besonders verbunden fühlt.

Bertheau: „Zwei Stücke haben wir bereits herausgebracht. Ein Drittes wird gerade realisiert. Ein Viertes ist in Planung.“ Stücke wie die von Schmitt auf hohem Niveau zu inszenieren, bezeichnet Bertheau als seinen Anspruch. Der mit knappen finanziellen Mitteln bewerkstelligt werden muss. Die 2009 eingebrochene städtische Förderung reiche nicht aus, so der Theaterleiter: „Wir schieben einen Schuldenberg vor uns her.“

Doch davon lässt sich Bertheau, der nach der Eröffnung seines Theaters am 31. Januar 1992 eine dreijährige Bewährungsprobe ohne jede öffentliche Unterstützung zu bestehen hatte, nicht abschrecken. Im Gegenteil.

Im Jubiläumsjahr geht er auf Sponsorenfang. Bausteine zu jeweils 300 Euro will er in den kommenden Monaten an Theaterfreunde aus Wirtschaft und Verwaltung verkaufen. Damit auch künftig sichergestellt ist, dass auf dem Patrizierbräugelände an fast jedem zweiten Tag Theater gespielt oder Performances dargeboten werden.

Meist Eigenproduktionen. Sowie spannende Gastspiele.

INFO: www.theater-ensemble.net

Bildnachweis: Pat Christ, theater ensemble

Anzeigen