Nach 16 Monaten Umbauphase eröffnete das Theater Meiningen neu …

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 11/2011)

Die feierliche Bauübergabe des Großen Hauses des Meininger Theaters nach 16 Monaten Schließung und Renovierung gestaltete sich zwar weniger glamourös als die gleichzeitige Eröffnung des berühmten Bolschoi-Theaters in Moskau, war dafür aber umso herzlicher, menschlicher und heiterer.

Nicht die „Großkopfeten“ standen im Mittelpunkt, sondern die am Bau Beteiligten. Thüringens Kultusminister Christoph Matschie würdigte ihre Leistungen und wünschte dem Haus „noch mehr Aufführungen auf Spitzenniveau“.

Einzeldenkmal

„Ein in die Jahre gekommenes Einzeldenkmal“ sei auf den erforderlichen Sicherheits-Standard gebracht und so der Fortbestand des Theaters gesichert. Das kostete immerhin 23,35 Millionen Euro.

Intendant Ansgar Haag rief in seiner Dankesrede dazu auf, den „ominösen Begriff der freiwilligen Leistung der Kultur“ zu hinterfragen; man müsse verhindern, dass hierzulande so etwas passiere wie im Berlusconi- Italien, wo die meisten Theater verfallen, wo man darin nicht mehr spiele. Die Städte verlören damit ihren Mittelpunkt. In Meiningen sei das Theater praktisch immer voll.

Selbst während der Schließung hätten die Abonnenten „ihrem“ Haus die Treue gehalten. Haag betonte, dass die Außenspielstätten bestens angenommen wurden. „Es gab keine nennenswerten Probleme, sie für unsere Bedürfnisse einzurichten; der Spielplan musste eben darauf abgestimmt werden, was aber im Team einvernehmlich gelang“. Nun sind alle gespannt auf das neue „alte“ Haus.

Es hat jetzt 728 Sitzplätze, wegen des erforderlichen Rettungswegs 14 weniger als das alte, alles wirkt harmonischer, heller, eleganter. Das kommt von der einheitlichen Farbgebung, orientiert an denkmalpflegerischen Befunden. Die Wände wurden neu bespannt mit einem azurblauen Streifenstoff. Die licht schimmernde Vergoldung passt bestens zu den gelblichen Tönen von Decke und Brüstung.

Bei der Errichtung des Hauses 1909 nach dem verheerenden Brand des alten Gebäudes galt das Meininger Theater, das letzte im klassizistischen Stil in Europa, als eines der modernsten überhaupt. Es hatte elektrische Beleuchtung. Die heutigen Lampen aber sind heller. Deshalb empfahl sich für die Restaurierung kein Gold, sondern eine dünne Legierung aus Messing und Zink auf die Ornamente aufzubringen.

Im Parkett tat sich Revolutionäres für Behinderte; es gibt barrierefreie Zugänge, und Hörgeschädigte sowie Blinde können den Aufführungen dank eines speziellen Systems an bestimmten Plätzen folgen. Außerdem wurde der Orchestergraben erweitert; die Musiker müssen ihre Instrumente nicht mehr mühsam über Treppen schleppen, haben eigene Räume zum Stimmen und zur Lagerung.

Das Herzstück der Renovierung aber ist die neue Hinterbühne. Sie wurde um 70 qm erweitert, indem der historische Giebel aus dem Jahr 1831 um 5 m in den Park hinein verschoben wurde. Nun ist Platz für Dekorationen und Aufbewahrung von Bühnenprospekten. Eine größere Drehbühne mit drei Doppelstockpodien wurde eingebaut, ebenso Versenkungen.

Der Schnürboden wurde um 2,60 m angehoben; Prospekte, Züge, Maschinen und ein Bühnenwagen können nun zentral von einem Bedienpult elektronisch gesteuert werden.

Ein Schallschutzvorhang trennt Hinterbühne und Hauptbühne, so dass Umbauten geräuschlos möglich sind. Beleuchtungsund Tontechnik, die Inspizientenanlage, Lautsprecher etc. sind nach neuesten Hightech- Standards digital ausgerüstet, von der sinnvollen Ausstattung und Neuordnung der Räume für Maske, Garderoben, Requisiten etc. und der Renovierung von Toiletten, Foyer usw. ganz zu schweigen.

Nun glänzt alles wieder. Seine Bewährungsprobe hat das Haus bei den Eröffnungspremieren am 9. und 10. Dezember.

Bildnachweis: Theater Meiningen

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