10 Jahre Amviehtheater: "Eine Welt, ein Theater, ein Fest"

von Uschi Düring

Begonnen hat es auf der Straße. Der Sozialpädagogik-Student Franz Berwind, der schon als Fünfjähriger begeistert war vom Klang der Klarinette, wollte sich ein bisschen Feriengeld verdienen. Er hatte die fränkische Volksmusik kennen gelernt, beherrschte das Klarinettenspiel trefflich. Mit Gleichgesinnten, dem Handwagen voller Instrumente, zog er durch fränkische Lande mit ungeahntem Erfolg. Die "Fränkischen Straßenmusikanten”, wie sich die junge Musikgruppe nannte, spielten auf und trafen auf offene Ohren. Oft wurden sie von der Straße weg engagiert: Vom Intendanten des Bamberger Theaters, von Privatleuten zu Geburtstags- und Jubiläumsfeiern, in Erlangen zur Berchkerwa. "Es hat sich alles so rasant entwickelt”, erzählt Franz Berwind, und dass er nie den erlernten Beruf ausgeübt, sondern bei der Musik geblieben ist. "Er spielt alles, was ihm zwischen die Finger kommt", lacht Ehefrau Annette. Mit den "Spessartspielleut” bedient er neben der Klarinette auch Gitarre, Dudelsack, Raffele, Blockflöte, Geige und Schalmei. Und das am liebsten auf dem Berwindshof, einem vor elf Jahren erworbenen Anwesen mitten auf dem Land. Dort, im Arnsteiner Stadtteil Halsheim, organisieren die Berwinds seit nunmehr zehn Jahren ihr uriges Amviehtheater, eine Kleinkunstbühne, die sich zur Oase der Kultur mitten in der Provinz entwickelt hat. Annette Berwind, mehrfache Bayerische Meisterin im Flachwasserkajak, hat mit 30 Jahren angefangen, Bassspielen und orientalisches und meditatives Tanzen zu lernen. Derzeit bildet sie sich noch pädagogisch-therapeutisch fort.

Mit viel Herzblut und einem Handwagen voller Instrumente fing alles an.Alle Aktivitäten der Berwinds kommen dem Programm des Amviehtheaters zu Gute, denn "wir und das Theater sind miteinander gewachsen”, sinniert sie. "Es hat mit einem ‘Fränkischen Hof- und Scheunenfest’, zu dem die Leute Gartenstühle und Tisch mitgebracht haben, begonnen”. Mittlerweile bietet das Amviehtheater Gästen aus dem weiten Umkreis an die zwanzig Veranstaltungen pro Jahr. "Richtschnur ist, was uns gefällt”, so die Berwinds. "Wenn wir schon nicht zur Kultur gehen, dann holen wir sie uns ins Haus”. Er schmunzelt und nimmt einen tiefen Schluck Quellwasser. Denn die Berwinds leben ökologiebewusst und gesund. "Man wird nämlich Kulturbanause, wenn man immer nur sich selbst hört”. Ihre rustikale Bühne ist mittlerweile so bekannt, dass Anfragen von Künstlern jeder Richtung kommen, die im Amviehtheater auftreten wollen. Mund-zu-Mund-Propaganda sorgt für ein meist ausverkauftes Theater, vor dem auch Bildhauer und Maler immer wieder geeigneten Ausstellungsraum finden.

Bildnachweis: Amviehtheater

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