Minibühne Lilli Chapeau aus Miltenberg schafft es ins Guinness-Buch der Rekorde

von Pat Christ (erschienen in Ausgabe 6/2010)

Sie wagte, was damals sonst keiner tat: George Sand zog Männerkleidung an.Der Gründung des Minitheaters ging der Wunsch voraus, nach zehn Jahren unsteten Wanderlebens als Gaukler endlich abendfüllende Programme anzubieten. In Eigenregie ging der Garagenumbau vonstatten, bereits während der Umbauarbeiten probte Lilli Chapeau auf einer fußmattengroßen Minibühne ihr erstes Stück ein: Goethes „Faust“. Nach der feierlichen Eröffnung mit reichlich lokaler Prominenz begann der Theaterbetrieb mit einigen wenigen Vorstellungen im Jahr. Inzwischen steht fast wöchentlich eine Aufführung auf dem Programm. Seit die Medien aufmerksam wurden auf das, was in Miltenberg geschieht, kann sich „Lilli Chapeau“ über mangelnde Zuschauernachfrage nicht beschweren. Weit über Miltenberg hinaus reisen Theaterfans an, um für 29 Euro einen der beiden Plätze in der „Zarenloge“ oder für 16 Euro zumindest einen der sieben Studentensitze zu ergattern. Dass Lilli Chapeau und Clemens Bauer klar kommen mit den Abendeinnahmen von etwa 550 Euro bei ausverkauftem Haus, liegt daran, dass sie alles rund um die Vorstellung bis hin zu Kartenvorverkauf und Buchhaltung selbst organisieren. Daneben lassen sie sich für Jahrmärkte und Kulturfestivals, Firmenparty und Privatfeste engagieren. Mit „Paris, Paris und seine Frauen“ steht am 26. Juni das erste von bisher zwei Theaterstücken aus Lilli Chapeaus Feder auf dem Programm. Die Mimin schlüpft dabei in die Rolle berühmter Pariserinnen, deren Biografien bis heute faszinieren. Wie konnte die Nichtadelige Jeanne-Antoinette Poisson zu Madame de Pompadour werden? Wie reagierten die Pariser auf George Sand, die sich erdreistete, Männerkleider zu tragen? Diese und viele weitere Fragen beantwortet Lilli Chapeau in ihrer theatralischen „Sight-Seeing-Tour“ - und macht gleichzeitig die Geschichte der schillernden Stadt Paris lebendig.

Bildnachweis: Lilli Chapeau

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