Mathias Repiscus über den täglichen Kämpf als Theaterchef einer Kleinkunstbühne

von Susanna Khoury

Ein hohes Maß an Professionalität auf die Bühne zu bringen – das ist das „Motto“ von Mathias und Monika Repiscus.

Zu Beginn des Gesprächs mit Mathias Repiscus, Theaterchef des Bockshorns in Würzburg, möchten wir aus dem Editorial des Bockshorn-Programmheftes Anfang des Jahres zitieren: „…An dieser Stelle möchten wir einmal klarstellen, dass wir in der mehr als sechsjährigen künstlerischen erfolgreichen Zeit im Kulturspeicher außer verbalen Lobpreisungen seitens der Stadt, keine Unterstützung erfahren haben. Immerhin haben wir damals die Stadt Würzburg, nachdem das fertig projektierte Theater zur Disposition stand, vor der Kalamität bewahrt, wie sie gegenwärtig an vielen (Bau)stellen die Bürger dieser Stadt verärgern. Nun wissen Eingeweihte der Würzburger Kulturszene wahre Wunderdinge über den neuerlichen Geldsegen zu berichten, der über einzelne – sehr einzelne – Projekte fließen soll. …“.

Es fallen noch weitere kritische Worte, die erahnen lassen, dass im Umgang der Stadt mit dem Theater Bockshorn in der Vergangenheit nicht alles optimal gelaufen ist. Im Gespräch mit Leporello berichtet Mathias Repiscus vom täglichen Kampf als Theaterleiter einer Kleinkunstbühne in Würzburg.

Wie war der Start als Sie vor sechs Jahren mit Ihrer Kabarettbühne von Sommerhausen nach Würzburg umzogen?
Am Anfang war es schlimm. Ich habe selbst Kies vor dem Theater aufgeschüttet, damit die wenigen abendlichen Besucher trockenen Fußes das Bockshorn erreichen konnten. Die Baumaßnahmen waren zu dem zugesagten Termin der Stadt nicht abgeschlossen, wir hatten uns jedoch darauf verlassen und mussten spielen. Damals hätten wir eine Unterstützung seitens der Stadt gut gebrauchen können und es ist uns heute noch rätselhaft, wie wir das wirtschaftlich durchstehen konnten. Meine Frau war oft den Tränen nahe, aber es half nichts, wir hatten A gesagt, also mussten wir durch.

Haben Sie den Umzug nach Würzburg bereut?
Insofern nicht, da wir mit dem Platz, den wir hier im Kulturspeicher mehr haben, auch Künstler holen können, die wir im kleinen Bockshornkeller in Sommerhausen niemals hätten bezahlen können.

Stichwort überregional bekannte Künstler. Das Bockshorn hebt sich von den anderen Kleinkunstbühnen in Würzburg vor allem durch seine Protagonisten ab, die hier auf der Bühne stehen. Will das Theater aus dem Rahmen fallen?
Wenn es um Qualität geht schon. Wobei ich mich dagegen verwehre, dass wir ein kommerzielles Theater sind, was uns oft vorgeworfen wird. Schon in Sommerhausen vor beinahe 25 Jahren hatten wir den Ruf, ein hohes Maß an Professionalität auf die Bühne zu bringen - auch mit jungen Künstlern. Diesem Ruf fühlen wir uns verpflichtet. Stichwort „junge Künstler“, hier liegt auch ein besonderer Schwerpunkt unseres Konzeptes: Nämlich dem Kabarett-Nachwuchs immer wieder Auftrittsmöglichkeiten zu geben und ihn mit konstruktiver Kritik und Regie zu fördern.

Auch im Genre „Kabarett“ unterscheiden Sie sich von den anderen Bühnen, ab und an gibt es mal Ausreißer wie mit „Auguste D.“, einem Schauspiel über eine Alzheimer-Patientin, aber das ist eher die Ausnahme. Warum die Entscheidung für Kabarett?
In den 80er Jahren war politisches Theater, das meine Domäne war, nur noch spärlich vorhanden. Brecht, Frisch oder Dürrenmatt haben nicht mehr geschrieben oder waren tot. Da stellte ich mir die Sinnfrage. Ich wollte keine Klassiker spielen, sondern „heutiger“ sein, eben am Puls der Zeit. Und das gelingt meiner Meinung nach am besten mit Kabarett.

Und Ihr Konzept geht auf. Heißt das im Umkehrschluss: „never touch a running system“?
Ich bin der Ansicht, dass Würzburg nicht die Stadt ist für große Wagnisse ist. Was nicht heißt, dass nur Konventionelles gespielt werden sollte und man Experimenten keinen Raum geben sollte. Man ist sich ja auch selber verpflichtet und da gehört dazu, dass man Neues ausprobiert. Nur Experimente kosten Geld, wenn man Sie mit einem gewissen Anspruch versuchen will und ohne Zuschüsse, kann sich ein kleines Theater nicht viele Experimente leisten (und da spreche ich sicher nicht nur für das Bockshorn).

Sie haben sich für Aub als Spielort Ihres Sommertheaters entschieden. Warum?
Meiner Meinung nach sind 150 Veranstaltungen, die den Theatersommer Würzburg schmücken, mehr als genug. Daher haben wir entschieden, den Festspielsommer in Würzburg nicht noch mehr zu überfrachten und gehen in den Landkreis. Der Spitalgarten in Aub fasst 500 Zuschauer, ist regensicher und hat mit Johannes Wolf von „ars musica“ einen engagierten Menschen, der sich kümmert.

Das Interview mit Mathias Repiscus führte Leporello-Chefredakteurin Susanna Khoury.

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